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te sich darüber hinaus in zahlreichen Artikeln und vielfältigen Illustrationen allen

großen (und auch kleinen) archäologischen Entdeckungen.

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Schliemann, zu dem

die Zeitschrift im Juni 1875 Kontakt aufnahm,

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und seine Ausgrabungen lieferten

in den 1870er Jahren reichlich Stoff für die Leser des Londoner Magazins. Aber

nicht nur Simpson war 1877 als

Special Artist

vor Ort, sondern auch Melton Prior

(1845–1910), ein ebenfalls bekannter Illustrator, der lange im Dienst des Magazins

stand; sein Bild des Löwentors von Mykene zierte etwa die Titelseite der Ausgabe

vom 3. Februar 1877.

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Simpson und Schliemann

In den Jahren 1877 und 1878 befand sich Schliemann auf dem Zenit seiner Popu-

larität bei der britischen Bevölkerung. Gleich mehrmals hatte er 1877 die britische

Hauptstadt besucht und darüber hinaus seine Troia-Sammlung im Kensington-Mu-

seum präsentiert. Nicht nur die

Illustrated London News,

sondern auch die Lon-

doner

Times

berichtete rege über den berühmten Ausgräber. Hinzu kam Simpsons

Reise

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und damit seine Berichte, die allerdings ein durchaus kritischeres Bild von

den Ausgrabungen bzw. den Interpretationen des Ausgräbers lieferten. In seiner Au-

tobiographie hebt er hervor: „Ich hatte die Ehre, die einzige Person zu dieser Zeit in

England zu sein, die es wagte, an Schliemanns Schlussfolgerungen zu zweifeln“.

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Simpsons erster Bericht stammt vom 10. März 1877 und streift Schliemann zwar

nur randlich, da es um den Karneval in Athen geht. Aber schon dieser erste Beitrag

inklusive Illustration – sie zierte übrigens als Aufmacher das Titelblatt – verdeut-

licht, dass Simpson ein guter Beobachter war. Denn die von ihm festgehaltene Sze-

ne zeigt einen bekannten Athener Humoristen am frühen Morgen in einer insgesamt

schlechten Verfassung (Abb. 3).

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Einen guten Überblick zur archäologischen Berichterstattung in der

Illustrated London News

liefert die Zusammenstellung bei Bacon 1976; außerdem, mit einer tieferen Analyse verschiedener

Beispiele, die auch die

Illustrated London News

mit einbezieht, Duesterberg 2015.

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Siehe dazu den ersten Brief vom 25. Juni 1875 (Heinrich Schliemann Papers, Gennadius Library,

American School of Classical Studies, Athen; B70/F4, Nr. 67868).

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Moore/Rowlands/Karadimas 2014, Fig 1 weisen den Stich William Simpson zu; der zum Stich

zugehörige Bericht „The Ruins of Mycenae“ in der

Illustrated London News

weist jedoch klar

Melton Prior als Special Artist aus. Außerdem brach Simpson erst am 2. Februar 1877 nach Athen

auf und kommt damit als Urheber nicht in Betracht.

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Simpson 1903, 273 ff. widmet dieser Reise ein eigenes Kapitel in seiner Autobiographie. Er

weist darauf hin, dass er – als er sich auf die Reise machte – von dem großen Interesse, das die

Entdeckungen Schliemanns hervorgerufen hatten, sehr beeindruckt war (ebd. 275). Er besuchte im

März zunächst Mykene und im April – zur Osterzeit – dann die Troas und Hisarlık.

34

Simpson 1903, 276: „I had the honour to be the only person who ventured to doubt Schliemann’s

conclusions in print in England at the time“.