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lithographien an, sondern ihm wurde auch Zeit gegeben, Skizzen unter anderem
von den Highlands anzufertigen – er sammelte also Erfahrungen imAnfertigen von
Landschaftsskizzen. Sein Chef, David Allan, beauftragte ihn außerdem, Skizzen
von alten Häusern in Glasgow zu machen – „ anything that was of the past“.
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Sie
wurden auch als Buch unter dem Titel „Views and notices of Glasgow in former
times“ (1848) abgedruckt; in den 1890er Jahren fertigte Simpson anhand dieser
Lithographien verschiedene Aquarelle an. In seiner Autobiographie betont er, dass
ihn seine Lehrzeit besonders beeinflusst hätte: „Das Zeichnen alter Ruinen von
Glasgow weckte in mir einen archäologischen Instinkt“.
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1851 wechselte der 27-jährige Simpson nach London und fing bei den Lithogra-
phen „Day & Son“ an. Als er 1854 einen Auftrag bekam, aus verschiedenen Zei-
tungsberichten den Krimkrieg (1853–1856), an dem auch britische Truppen betei-
ligt waren, zu ‚bebildern‘ – konkret die Schlacht an der Alma (20. September) –,
wurde das ein großer Erfolg. Er sollte daher weitere Bilder liefern und wurde an die
Front geschickt und avancierte so zum Kriegsberichterstatter.
Nach seiner Rückkehr von der Krim arbeitete er viele Jahre – seit 1866 als
Spe-
cial Artist
– für die berühmte, wöchentlich erscheinende
Illustrated London
News
und berichtete nicht nur über Kriege (z. B. Britische Abessinienexpedition,
Deutsch-Französischer Krieg), sondern auch über Königskrönungen, -geburtsta-
ge und -hochzeiten und über andere Ereignisse, die man heute mit dem Begriff
‚Soft News‘ fasst. Er nutzte seine verschiedenen Aufträge auch dazu, seine eigenen
ethnographischen und historisch-archäologischen Interessen zu verfolgen. So be-
richtete er beispielsweise während seines ca. dreijährigen Indienaufenthaltes von
1859–1862 nicht nur über verschiedene Revolten gegen die britischen Besatzer,
sondern bereiste den gesamten indischen Subkontinent und hielt Land und Leute
sowie kulturhistorisch wertvolle Denkmäler in seinen Aquarellen fest.
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Ähnliches
gilt für seine Reisen nach China, Japan, Afghanistan, Palästina und viele andere
Länder. Als er etwa 1869 in Palästina weilte, unterstütze er den erst vier Jahre
zuvor gegründeten
Palestine Exploration Fund
und vor allem den Archäologen
und späteren General Charles Warren (1840–1927), der sich seit 1867 der antiken
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Simpson 1903, 8.
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Simpson 1903, 9: „The sketching of the old remains of Glasgow awakend in me the archaeological
instinct“.
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Wie bei vielen anderen von Simpson durchgeführten ‚Expeditionen‘ erschien auch zu seinem In-
dienaufenthalt ein Buch mit seinen Aquarellen und einem Begleittext von John William Kaye,
einem britischen Beamten und Historiker, der selbst lange in Indien lebte; siehe Simpson 1867.
Im Vorwort zu Simpsons Autobiographie würdigt der Herausgeber George Eyre-Todd 1903, VIII
besonders dessen Arbeiten zu den indischen Altertümern: „And the details of his researches into the
antiquities of India offer more than a glimpse of a most suggestive field of study in which Simpson
had made himself an authority“.