
412
lativieren. Sein unbestreitbares Verdienst
liegt in der Gründung
von Institutionen,
die noch heute existieren. Dazu gehört eben auch das heutige Winckelmann-Insti-
tut der Humboldt-Universität zu Berlin.
Das Winckelmann-Institut an der HU Berlin
Die Berliner Universität wurde am 16. August 1809 als Friedrich-Wilhelm-Univer-
sität gegründet. Sie nahm 1810 den regulären Lehrbetrieb auf. Ihre Heimstatt fand
die junge Universität in dem seit 1802 leerstehende Palais des Prinzen Heinrich, Un-
ter den Linden. Es folgten mehrere Umbauten. Die in den Jahren zwischen 1913 und
1920 erfolgten Anbauten prägen das Bild der Humboldt-Universität bis heute. Mit
Aufnahme des regulären Lehrbetriebes gehört die Archäologie, wenn auch zunächst
nicht als eigenständige Fachrichtung, aber mit einer organisatorischen Eigenstän-
digkeit und sehr kunstwissenschaftlich ausgeprägt, zur Geschichte der Universi-
tät. Mit der Stiftung des Archäologischen Lehrapparates legte Eduard Gerhard den
Grundstein für die institutionelle Selbständigkeit der Archäologie an der Berliner
Universität. Neben Büchern und Münzen gehörten zumArchäologischen Lehrappa-
rat auch die von Gerhard erarbeiteten Corpora, die den Grundstock für die spätere
Photothek bildeten. Hinzu kamen zahlreiche verkleinerte Nachbildungen und Gip-
se von plastischen Bildwerken. Schenkungen des Königlichen Museums von sog.
„großen“ Gipsen im Maßstab von 1 zu 1 ersetzten später die Verkleinerungen.
In wenigen Jahren entwickelte sich aus dem in Schränken aufbewahrten Lehr-
apparat eines der größten archäologischen Institute Deutschlands, das 1941 un-
ter maßgeblicher Beteiligung von Gerhard Rodenwaldt
22
den Namen „Winckel-
mann-Institut“ erhielt. Die beiden Kriege und die nachfolgende Teilung der Stadt
gingen nicht spurlos am Winckelmann-Institut vorbei. Erst die friedliche Wen-
de im Jahr 1989 zeigte neue Perspektiven auf. Dazu gehörte auch die fachliche
Unterstützung durch Mitarbeiter aus den alten Bundesländern. Dr. Veit Stürmer
bewies bei der Wiederbeschaffung der Institutsräume und Neueinrichtung der In-
stitutssammlung seine bis zu seinem plötzlichen Tod unerschöpfliche Zähigkeit
und Ausdauer. Prof. Detlef Rößler übernahm von Oktober 1991 bis März 1995 die
Leitung des Institutes.
Literaturverzeichnis:
Arenhövel 1979: W. Arenhövel, (Hg), Berlin und die Antike. Katalog. Berlin 1979.
22
Rodenwaldt, Gerhard, (16.10.1886 – 27.04.1945), klass. Archäologe.