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Mit der Benennung „Lehrapparat“ bewegte sich Gerhard auf Neuland, der den

didaktischen Aspekt deutlich betonte. Das war nun wirklich neu, denn spezielle

Apparate besaßen bereits

seit 1767 die Universität Göttingen und seit 1823 die

Universität von Leipzig.

Mit der Stiftung von ungefähr 2000 Münzen in einem Schrank, 100 archäologi-

schen Büchern, 100 Vorlegeblättern und einer kleiner Anzahl architektonischer

Nachbildungen und plastischer Kunstwerke aus seinem Besitz legte er den Grund-

stein für den Universitätsapparat. Mit der offiziellen Gründung am 6. Dezember

1851 wurde mit der Zusage von jährlich 250 Talern ein jährlicher Etat zur Er-

weiterung des Apparates bewilligt. Bis 1860, zum 50. Jubiläum der Universität,

vermehrte er durch Ankauf von weiteren Büchern den Bestand auf 500 Bücher.

Neben Privatpersonen, wie Emil Braun, der die Galvanoplastik des Frieses vom

Apollon-Tempel in Bassai stiftete, gehörten auch die Königliche Akademie der

Wissenschaften und die Königlichen Museen zu den Spendern.

Zunächst befanden sich die Bestände des Apparates in zwei – heute noch vorhan-

denen – Schränken im Auditorium 13, seit 1862 im Auditorium 19, wo sich nun

auch die Gipsabgüsse unterbringen ließen.

Die Stiftung des Lehrapparates war die letzte Gründung Eduard Gerhards. Ger-

hard, nun 56 Jahre alt, mittlerweile mit erheblichen gesundheitlichen Einschrän-

kungen wie dem zunehmenden Grauen Star und extremer Kurzsichtigkeit belastet,

hatte seine Energie verbraucht.

1855 wird er zum Direktor der Skulpturensammlung am Königlichen Museum

berufen. 1865 feierte er sein 50-jähriges Doktorjubiläum in Berlin mit einem Fest-

akt der Universität und zahlreichen Gratulationen und Eh-

renurkunden.

Bereits 1867 stirbt er – noch vor seinem Lehrer August

Boeckh. Sein Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthä-

us-Kirchhof in Berlin Kreuzberg und ist heute ein Ehren-

grab der Stadt Berlin (Abb. 6).

Das Leben eines nicht unumstrittenen Wissenschaftlers

hatte sich vollendet! Betrachten wir seine Lebensleistung,

kommen wir zu dem Ergebnis:

1. Eduard Gerhard war ein außerordentlich disziplinierter

und arbeitsintensiver Wissenschaftler mit einem überragen-

Abb. 6: Grab Eduard

Gerhards