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den Organisationstalent. Es gelang ihm, eine dauerhafte Finanzierung zu sichern,

so dass alle seine Gründungen archäologischer Institutionen bis heute erhalten

sind: DAI, Jahrbuch der Archäologie, Winckelmannprogramme der Archäologi-

schen Gesellschaft.

2. Seine immensen, gut illustrierten Corpora, wie „Neapels antike Bildwerke“,

„Antike Bildwerke, zum ersten Mal bekannt gemacht“, „Auserlesene Vasenbil-

der“ und das 5 bändige Werk der „Etruskischen Spiegel“ förderten die Verbreitung

der Antike ungemein, auch wenn sie mit der Einführung der Photographie rasch

ihren wissenschaftlichen Wert einbüßten. Sie beinhalten überwiegend mythologi-

sche Themen, vorwiegend auf Münzen und Gemmen. die er wegen seines starken

Augenleidens nah betrachten konnte. In über 700 Aufsätzen befasste er sich mit

Grabungen und Sammlungen.

3. Sein bereits im jugendlichen Alter auffallendes autokratische Auftreten ver-

stärkte sich im Alter zusehends und erschwerte eine erfolgreiche Zusammenar-

beit mit seinen Mitarbeitern im Museum. Es trübte auch sein Verhältnis zu seinen

Schülern. Beide Berufungen zum Professor (außerordentlich und ordentlich) er-

folgten gegen den Willen der Fakultät.

4. Sein wissenschaftlicher Erfolg hält sich in Grenzen.

Seine Vorlesungen be-

schränkten sich auf das Vorlesen und Kommentieren des Handbuches der Archäo-

logie der Kunst

von Karl Otfried Müller. So hielt sich auch die Anzahl seiner

Hörer und Studenten in Grenzen. Er hinterließ mit dem Archäologischen Institut,

der Archäologischen Gesellschaft und demArchäologischen Lehrapparat zukunft-

strächtige Einrichtungen, seine Forschungen zur antiken Mythologie wurden je-

doch von keinem seiner Studenten fortgesetzt.

Das

Corpus vasorum antiquorum

und das

Corpus speculorum Etruscorum

fanden

erst viel später die verdiente Würdigung und Herausgabe.

Anlässlich seines 200. Geburtstages 1995 umriss Adolf H. Borbein

20

das Wirken

Eduard Gerhards: „Gerhards Name lebt, doch lebendiger noch sind die von ihm

geschaffenen Einrichtungen. Vergessen – und zwar schon lange und kaum zu Un-

recht – ist der Gelehrte Gerhard.“

21

Insofern ist die Aussage seines Schülers und Biografen Otto Jahn, der ihn

als den

Begründer der Archäologie als einer wissenschaftlichen Disziplin

ansieht zu re-

20

Borbein, Adolf H., (11. 10. 1936), Klass. Archäologe.

21

Wrede 1997, S. 29.