
411
den Organisationstalent. Es gelang ihm, eine dauerhafte Finanzierung zu sichern,
so dass alle seine Gründungen archäologischer Institutionen bis heute erhalten
sind: DAI, Jahrbuch der Archäologie, Winckelmannprogramme der Archäologi-
schen Gesellschaft.
2. Seine immensen, gut illustrierten Corpora, wie „Neapels antike Bildwerke“,
„Antike Bildwerke, zum ersten Mal bekannt gemacht“, „Auserlesene Vasenbil-
der“ und das 5 bändige Werk der „Etruskischen Spiegel“ förderten die Verbreitung
der Antike ungemein, auch wenn sie mit der Einführung der Photographie rasch
ihren wissenschaftlichen Wert einbüßten. Sie beinhalten überwiegend mythologi-
sche Themen, vorwiegend auf Münzen und Gemmen. die er wegen seines starken
Augenleidens nah betrachten konnte. In über 700 Aufsätzen befasste er sich mit
Grabungen und Sammlungen.
3. Sein bereits im jugendlichen Alter auffallendes autokratische Auftreten ver-
stärkte sich im Alter zusehends und erschwerte eine erfolgreiche Zusammenar-
beit mit seinen Mitarbeitern im Museum. Es trübte auch sein Verhältnis zu seinen
Schülern. Beide Berufungen zum Professor (außerordentlich und ordentlich) er-
folgten gegen den Willen der Fakultät.
4. Sein wissenschaftlicher Erfolg hält sich in Grenzen.
Seine Vorlesungen be-
schränkten sich auf das Vorlesen und Kommentieren des Handbuches der Archäo-
logie der Kunst
von Karl Otfried Müller. So hielt sich auch die Anzahl seiner
Hörer und Studenten in Grenzen. Er hinterließ mit dem Archäologischen Institut,
der Archäologischen Gesellschaft und demArchäologischen Lehrapparat zukunft-
strächtige Einrichtungen, seine Forschungen zur antiken Mythologie wurden je-
doch von keinem seiner Studenten fortgesetzt.
Das
Corpus vasorum antiquorum
und das
Corpus speculorum Etruscorum
fanden
erst viel später die verdiente Würdigung und Herausgabe.
Anlässlich seines 200. Geburtstages 1995 umriss Adolf H. Borbein
20
das Wirken
Eduard Gerhards: „Gerhards Name lebt, doch lebendiger noch sind die von ihm
geschaffenen Einrichtungen. Vergessen – und zwar schon lange und kaum zu Un-
recht – ist der Gelehrte Gerhard.“
21
Insofern ist die Aussage seines Schülers und Biografen Otto Jahn, der ihn
als den
Begründer der Archäologie als einer wissenschaftlichen Disziplin
ansieht zu re-
20
Borbein, Adolf H., (11. 10. 1936), Klass. Archäologe.
21
Wrede 1997, S. 29.