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ber (Abb. 14). Seinen Beschreibungen
fügte er Beobachtungen von Einheimi-
schen hinzu. Meines Wissens ist er der
erste, der von einer „Cycladenkultur“
67
spricht. Er sieht Abhängigkeiten zur
Trojakultur und Verbindungen zur älte-
sten Kultur in Tiryns, erkennt insgesamt
das Wirken einer östlichen Kultur, wobei
auf den Kykladen eine „selbstständige
Schattierung“
68
zu beobachten sei. Der
Diskussion um die ethnische Deutung
der Inselbewohner beitragend, deutet er
sie nicht als Karer, sondern vielmehr als
Leleger
69
.
Aus heutiger Sicht sind viele von
Dümmlers Überlegungen obsolet, und er
scheint in hohem Maße Informationen
von lokalen Raubgräbern und Kunst-
händlern gewonnen zu haben, die durch-
aus bezweifelt werden dürfen. Beson-
ders seine vorgestellten Grabkomplexe
sind nicht über jeden Zweifel erhaben
70
.
Bents Grabungsnotizen erscheinen da-
her heute nützlicher, weil verlässlicher,
so dass er in der englischen Literatur als
großer Pionier der Kykladenarchäologie
dargestellt wird
71
. Aber man muss die
Forschungsleistungen aus der Zeit her-
aus bewerten. Dümmlers Arbeit ist we-
sentlich tiefschürfender als der knappe
Fundbericht Bents, da er sowohl chro-
nologische als auch ethnische Überle-
gungen mit einbezieht. Dies ist auch der
67
Dümmler 1886, 36.
68
Dümmler 1886, 42.
69
Dümmler 1886, 45. Das wird in der damaligen Diskussion aber bald angezweifelt und zur karischen
Deutung zurückgekehrt, siehe Furtwängler – Loeschcke 1886, VI m. Anm. 2.
70
Sherratt 2000, 25–47; Galanakis 2013a, 187–190. 198 f.
71
Siehe Fitton 1996, 106 f.: „Bent deserves the credit for the very earliest attempts at scientific
exploration in the Cyclades”.
Abb. 14 – Die Keramik aus dem Grab G von
Arkesine auf Amorgos, wie sie von F. Dümm-
ler gezeichnet wurde. Die Zeichnungen sind
nach Skizzen angefertigt worden, daher sind
die Gefäße etwas fehlproportioniert. Auch
heute noch sind die Vasen, die sich nun im
Nationalmuseum Kopenhagen befinden, ein
Paradebeispiel für Phylakopi I-Keramik.