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Erforschung frühkykladischer
Fundkontexte durchgeführt zu
haben. Bent stieß auf die Reste
dieser Kultur im Zuge einer aus-
gedehnten Inselreise, die er 1883
unternahm. Grundsätzlich inter-
essiert an allem nahm er die In-
formationen der Ortsansässigen
auf und führte eine Ausgrabung
einer Nekropole auf Antiparos
durch. Er publizierte seine Beob-
achtungen zügig, so dass sie be-
reits 1884 im Journal of Hellenic
Studies erschienen
63
. Es wurden
einzelne Grabkontexte genau be-
schrieben, was in der Tat für die
kykladische Archäologie eine
Premiere war. Vor allem wurde
nun eine größere Zahl Keramik
publiziert, die vorher gar keine
Beachtung fand. Die Funde sind
heute im British Museum und
stellen fast die Hälfte der dort aufbewahrten Kykladika dar. Bent sah die prähisto-
rischen Bewohner der Kykladen als frühe Phönizier, erkannte aber darüber hinaus
die Eigenständigkeit der Kultur im Vergleich mit der trojanischen, und sah das
Wirken eines einst großen Inselreiches: „In every island of the Aegean Sea, on al-
most every barren rock I might say, are found abundant traces of a vast prehistoric
empire“
64
. In einem späteren Artikel sieht er dann am Kap Krio bei Knidos gefun-
dene frühkykladische Idole als Beleg für eine karische Deutung dieser Kultur
65
.
Ferdinand Dümmler (Abb. 13) hingegen ist es zu verdanken, eine große Menge
sehr wichtiger Kykladika publiziert zu haben, die sich heute hauptsächlich in den
Sammlungen von Berlin, München, Kopenhagen und Oxford befinden. Sie er-
schienen in einem ausführlichenArtikel in denAthenischen Mitteilungen von 1886
und waren Ergebnis seiner Inselreise des Jahres 1885
66
. Auch war er bei mehreren
Ausgrabungen auf Amorgos zugegen und beschrieb wie Bent den Inhalt der Grä-
63
Bent 1884.
64
Bent 1884, 42.
65
Bent 1888, 82.
66
Dümmler 1886; In einer späteren, posthumen Gedenkschrift erschien eine erweiterte Fassung des
Artikels, siehe Dümmler 1901.
Abb. 13 – Ferdinand Dümmler (1859–1896)