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Eine historisch-kritische Edition wie sie von Christian Andree vorgelegt wird,
muss dies jedoch unbedingt berücksichtigen oder zumindest die Überführung
bzw. Umwandlung in geänderte Normen deutlich machen.
Es dürfen keine Absätze eingefügt oder gestrichen werden, denn auch solche
Veränderungen können schon allein oder in der Summe zu Abweichungen füh-
ren, die sich auch später bei der Interpretation auswirken können.
In Herrmanns Edition wird auf Absätze und Textgliederungen kein Wert gelegt,
wie die nachfolgenden Beispiele eindeutig belegen:
Schliemann an Virchow vom 4. Juni 1879 vor „Hoch lebe Poseidon“ wurde ein
Absatz eingefügt,
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oder aber bei Schliemann an Virchow vom 18. Juli 1879 vor
„Besten Dank ...“ wurde ein Absatz gestrichen.
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Eng verbunden mit diesem Punkt ist ebenfalls der Satzbau innerhalb des Text-
körpers. Hier erfolgte, bei Herrmann, manchmal auch eine Umstellung, so z.B.
in:
Schliemann an Virchow vom 6. Juli 1879 zu Beginn: „... und meine Frau und ich
danken Ihnen herzlich dafür“, dem Original nach müsste es aber heißen: „u[nd]
danken meine Frau u[nd] ich Ihnen herzlich dafür“.
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So finden sich neben eingefügten und gestrichenen Absätzen sowie Umstellun-
gen des Satzbaus auch verschobene Abschnitte wie beispielsweise:
In Schliemanns Brief an Virchow vom 10. Juli 1887 findet sich der Nachsatz
„Meiner Frau schreibe ich immer, daß ihre Schwester in der Besserung ist, aber
eine Mattigkeit in der rechten Seite hat, die sie am Schreiben hindert“.
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Dieser
Abschnitt wurde willkürlich in die erste Briefhälfte des Fließtextes verschoben.
Was auf Absätzen wie diesen zutrifft, trifft auch auf Worte zu, die manchmal
willkürlich durch Zusätze ergänzt wurden. Nachzuvollziehen in:
Schliemann an Virchow vom 7. Juli 1887: „Wenn Sie also mein Vorhaben billi-
gen, so bringe ich also Anfang September meine Frau in die Wasserheilanstalt in
13
Ebd., S. 104ff.
14
Ebd., S. 125f.
15
Ebd., S. 115f.
16
Ebd., S. 474f.