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Ein ‚kleiner‘ Fehler macht hier einen ‚großen‘ Unterschied aus, nämlich ziemlich

genau 100 km! Genauso wurden Auslassungen und Fehldeutungen in z. B. zwei

weiteren Briefen korrigiert:

1. Schliemann an Virchow vom 22. Januar 1884: „vgl. [...]“ statt „verglast“,

11

2. Virchow an Schliemann vom 18. Februar 1889: „[Lungenaffuntion]“ statt „Lun-

genaffection“.

12

Unter den obigen Beispielen fällt natürlich ein Ungleichgewicht hinsichtlich der

Verteilung zwischen den Virchow- und Schliemannbriefen auf. So lassen sich bei

Meyer und Herrmann weitaus mehr leere Stellen in den Briefen von Virchow finden

als bei denen von Schliemann.

Das liegt an den unterschiedlichen Handschriften und den eingangs bereits erwähn-

ten Schwierigkeiten, die die Edition von Herrmann und Meyer kennzeichnen. Und

wenn ich mir die Bemerkung an dieser Stelle erlauben darf, die Handschrift Vir-

chows ist – ich bitte um Verzeihung – ‚unter aller Kanone‘. Darum ein gutgemein-

ter Rat an die Leser: falls Sie es sich einmal

aussuchen müssen, mit wessen Handschrift

Sie arbeiten wollen, wählen Sie nicht die

von Virchow.

Als ‚abschreckendes‘ Beispiel hier die Ab-

bildung der ersten Seite eines Briefes von

Virchow an Schliemann (Abb.1). Dem-

gegenüber steht die schon besser lesbare

Handschrift von Rose Virchow (Abb.2).

Daneben stellt die Handschrift Schliemanns

sicherlich die beste bzw. lesbarste Alternati-

ve dar (Abb. 3).

Handschriften sind immer, gerade in Form

von Briefen, etwas sehr persönliches und

ihre Note sollte unbedingt auch bei der Editi-

onsarbeit erhalten bleiben. Dazu zählt natür-

lich auch die Beibehaltung der zeitgemäßen

11

Ebd., S. 393f.

12

Ebd., S. 496f.

Abb. 1 – Handschrift von Rudolf Virchow