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Dann besuchte er die In-
sel Philae mit seinem sehr
schönen Ptolemäischen
Tempel der Isis (Abb.
5). Nach dem Anstieg
des Wasserstandes hinter
dem Assuan Staudamm
wurde es notwendig, al-
les auf eine andere Insel
in der Nähe (ehemals
Agilikia genannt, heute
aber als Philae umge-
nannt) zu bringen. Beim
Übertragen der Bauten in
Agilikia hat man darauf geachtet, dieselbe Anlage zu bewahren. Wie in der ägyp-
tischen Baukunst typisch, hat die Vorderseite des Tempels der Isis zwei große
Türme.ImInnenhof gab es farbenprächtige Säulen, deren Farben heute kaum noch
sichtbar sind. Wie Napoleons Team sich die Wiederherstellung dieser Malereien
vorstellten, können wir sehen in
Description de l'Egypt,
S. 62 f.
An der östlichen Seite der Insel
steht ein kleiner römischer Tem-
pel, der sogenannte Kiosk des
Trajan (Abb. 6).
Es gab zwei Obelisken in der
Nähe, von denen William Bankes
(1786-1855) einen im 19. Jahr-
hundert zu seinem Herrschafts-
haus in England brachte, wo er
heute noch steht. Dieser Obelisk
hat Inschriften auf Griechisch,
wie auch auf Ägyptisch; aber das Griechische ist keine Übersetzung des Ägypti-
schen. Bankes dachte, dass er die Kartusche für Kleopatra und Ptolemaios daran
identifizieren konnte. Diese Identifizierungen hat Champollion später bestätigt, als
er auch diesen Obelisk bei der Entzifferung des Steins von Rosette benutzte. Das
ist der Grund, warum der Roboter der europäischen Rosetta-Mission zum Komet
„Philae“ heißt. Sein Landungsort wurde natürlich Agilikia genannt.
An Abu Simbel segelten sie vorbei und kamen in Wadi Halfa an. Wie die meisten
Touristen, sind sie bis an den Felsen von Abusir gelangt, der sich über dem zwei-
Abb. 5 – Isis-Tempel
Abb. 6 – Kiosk des Trajan