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handlungen kommen nicht zustande, weil das Gut im Familienbesitz verbleiben

soll. In nachfolgenden Briefen schlägt er Schliemann noch weitere Güter zum

Kauf vor (u. a. Rosenow bei Stavenhagen). Erwähnt werden auch Penzlin, Fede-

row, Gr. Plasten, Möllenhagen, Pieverstorf

und Ankershagen – Güter, die in der

Nähe von Waren angesiedelt waren. Es kommt aber zu keinen weiteren Verkaufs-

verhandlungen.

Im November 1858 begibt sich Heinrich Schliemann auf seine zwei Jahre zuvor

verschobene 15-monatige Reise nach Nordeuropa, in die Mittelmeerländer und in

den Orient. Bahlmann kommen jetzt angesichts dieser ausgedehnten Reisetätig-

keit Zweifel, ob sich Schliemann als Gutsbesitzer überhaupt eignet. „Ich glaube

auch daß Sie sich mehr für (einen) Staatsmann u. Handelsminister eignen als

fürn Mecklbg Landmann. Ihre großen Reisen bereiten gewiß so eine Cariere vor;

reine Privatreisen sind es wol nicht. Sie wollen die verschiedenen Zustände eben

mit eige(nen) Augen u Ohren prüfen um danach zu handeln. Ich wünsche Glück

zu der glänzenden aber schwierigen Stellung, Ihr Familienleben und Glück dürfte

aber schwerlich dabei gewin(nen).“

41

Als Schliemann eine solche Absicht pikiert

verneint, entschuldigt sich Bahlmann: „Wahrscheinlich bleiben Sie dem Kauf-

mann aber dann doch getreu da er Ihnen bisher so gute Dienste leistete. Das Fach

verstehen Sie aus dem Grunde wie wenige und es soll mich gar nicht wundern

wenn Sie ein zweiter Rothschild werden. - Nehmen Sie es mir nicht übel daß ich

glaubte Sie würden nach dem Handels Minister streben; vom kleinen Nest hat

man keinen Begriff, wie es in der haute Volé hergeht ...“

42

Nach der Rückkehr von seiner Orientreise im Sommer 1859 wird Schliemann

in einen zweijährigen Prozess mit seinem russischen Geschäftspartner Solovieff

verwickelt. Er hindert ihn daran, während dieser Zeit Russland zu verlassen und

nach Mecklenburg zu reisen. „So lange als die Prozesse dauren, kann ich nicht

an den Ankauf von Eigenthum denken; sobald aber dieselben beendet sind fange

ich wieder an abzuwickeln ... und komme dann sobald als möglich nach Meck-

lenburg.“ Schliemann steigt „zum Zeitvertreib“ in Brasilien in das Baumwollge-

schäft ein und erzielt große Gewinne.

43

Der Prozess endet im Juni 1861 für Schliemann erfolgreich. Er wird für die Dau-

er von drei Jahren zum Handelsrichter ernannt. „Nachdem dies als Ehrenposten

betrachtet wird, bestand keine Möglichkeit, mich dem zu entziehen ... Im Januar

41

Bahlmann, Brief vom 5. 11. 1859, GL Serie B, B 38, F 3.

42

Bahlmann, Brief vom 23. 1. 1861, GL Serie B, B 45, F 2; s. auch Meyer BW I, S. 104f. (Zitat

unvollständig).

43

Schliemann, Brief vom 7. 2. 1861, in: Meyer BW I, S. 105.