Background Image
Previous Page  66 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 66 / 80 Next Page
Page Background

Seite 66 Informationsblatt 31 Februar 2020

Wie im letzten Informationsblatt angekündigt, erfolgt hier der ausführliche Nachruf für Prof. Bloedow. Kurz vor Redaktionsschluss

erfuhren wir vom Tod unseres Ehrenmitglieds Dr. Klaus Goldmann am 16. Dezember 2019. Darüber sind wir besonders erschüttert,

hatten ihm doch Sybille Galka und ReinhardWitte im November 2018 erst die Ehrenurkunde im Pflegeheim Neumünster überreicht.

Mitteilungen der Gesellschaft

Prof. Bloedow, Edmund (Ottawa)

Dr. Goldmann, Klaus (Neumünster)

Höhner, Bernhard (Kerpen)

Kummer, Bernd (Grevenbroich)

Schäfer, Rolf (Barsinghausen)

Schliemann, Joachim (Hamburg)

Neuaufnahmen der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft (2019)

Bilias, Konstantinos

Student in Berlin

Griechenland

Rottmann, Hannelore

Waren (Müritz)

BR Deutschland

Tusche, Siegfried

Neustrelitz

BR Deutschland

Am 21. Januar 2018 ist Pro-

fessor Edmund Bloedow

verstorben. Er war 88 und

hatte mir vor weniger als

zwei Monaten geschrieben,

dass er sich endlich zur Ruhe

setzen würde. Seine Stimme

war nicht mehr stark genug,

um eine Vorlesung zu halten.

Er wurde mitten in der gro-

ßen Krise als Sohn eines

armen deutschen Auswan-

derers auf einer Farm in

Killaloe in Ontario, Kanada

geboren. Geld für eine Aus-

bildung gab es nicht. Er entschied jedoch, dass er kein Bauer

werden wollte und begann seine eigene Ausbildung. Das führ-

te dazu, dass er am Emmaus Bible College in Chicago zuge-

lassen wurde. Danach studierte er klassische Sprachen an der

University of Toronto. Zur Vollendung seiner Ausbildung reiste

er nach Deutschland, um dort in Würzburg seine Ausbildung

abzuschließen. Nach seinem Studium reiste er durch Griechen-

land und die Westtürkei. Ob er seine Liebe zu Troja und seine

Wertschätzung für Schliemann als Archäologe während dieser

Reise erlangt hat, ist mir unbekannt. Während dieser Reise lern-

te er aber ein nettes englisches Mädchen kennen, das er bald

heiratete, und mit dem er für den Rest seines Lebens glücklich

lebte. Das Paar reiste weiter nach Beirut, wo er zum Professor

Bloedow wurde. Einige Jahre später erhielt er einen Lehrstuhl

für Alte Geschichte an der University of Ottawa und arbeitete

dort bis zu seinem Tod. Generation auf Generation von Studen-

ten lernte nicht nur Griechisch und Latein von ihm, sondern

wurden von ihm kulturell geprägt. Ich habe nicht bei ihm stu-

diert, und ich habe keine Ahnung, wie er unterrichtete. Was ich

aber weiß, ist, dass eine der Grundregeln für alle, die an der

Schliemann-Forschung beteiligt sind, genauso gut ist, wie für

diejenigen, die ein tieferes Verständnis der klassischen Auto-

ren erlangen möchten:

Immer zum Original zurückgehen!

Mit

zweit- oder drittklassigen Quellen war er nicht zufrieden. Das

Recycling der Arbeit anderer kostet nur unnötig Papier.

Ich habe ihn zum ersten Mal 1990 auf einem Schliemann-Kon-

gress getroffen. Eine große Diskussion über die Lügenhaftig-

keit des großen Schliemann war seit einiger Zeit ausgebrochen,

und es ärgerte ihn, dass sich in kurzer Zeit das „Es könnte so

gewesen sein.“ in „Es war so!“ geändert hatte, ohne dass diese

Änderungen richtig begründet wurden. Dieser Ärger wuchs im

Laufe der Zeit, weil er in den Quellen keine Belege für wirklich

archäologische Fälschungen finden konnte.

Obwohl er später sich mehr mit Platon beschäftigte, blieben wir

in Kontakt, und er unterstützte mich weiterhin mit Rat und Tat,

wenn es um Fragen über Schliemann ging. Eines der letzten

Dinge, die er in dieser Hinsicht tat, war seine Mitarbeit bei der

Veröffentlichung von Schliemanns spanischem Tagebuch. Sein

Fazit über Schliemann: Er war ein schwieriger Charakter, aber

ein guter Archäologe. Obwohl er den Probedruck noch gelesen

hatte, hat er die Veröffentlichung dieses Tagebuchs leider nicht

mehr erlebt.

Obwohl er meines Wissens nur einmal in Ankershagen war, in-

teressierte er sich immer für die Besonderheiten des Museums

und bestand darauf, dass ich ihn über alles, was geschah auf

dem Laufenden hielt. Mit seinem Tod hat das Museum einen

guten Freund verloren.

Wout Arentzen

Beendet wurde die Zugehörigkeit zur HSG von 3 Mitgliedern, ausgeschlossen wurden 2 Mitglieder.

Verstorben

In memoriam Prof. Dr. Edmund Fredrick Bloedow (1930 – 2019)