Seite 70 Informationsblatt 31 Februar 2020
Aus der Presse
ANKERSHAGEN.
Ankershagen hat
sein Wahrzeichen zurück. Seit
dem Mittag des 25. April wacht
das Trojanische Pferd nun wieder
vor dem Heinrich-Schliemann-Mu-
seum. Ein historischer Tag für das
Dorf.
Zuerst schwebte der Rumpf des
Tieres samt Beinen über die Wiese
vor dem Museum an den Platz, an
dem auch sein Vorgänger 23 Jahre
lang stand. Die Widerristhöhe des
Pferdes: 3,90 Meter. Der höchste
Punkt misst 5,40 Meter. Ein Gi-
gant. Einer, der schon halbnackt
vier Tonnen auf die Waage bringt.
70000 Euro kostet es. Und: Es ist
weder einen Zentimeter kleiner
noch größer als der Vorgänger. Das
zumindest versichert Denis Wa-
genknecht, der Chef der Gielower
Tischerlei, die das Pferd nachbaute.
Das Museum sprach sich dafür
aus, das neue Pferd mit Beinen und
Kopf aus sibirischer Lärche sowie
einem Rumpf aus Eichenholz genau
so nachzubauen, wie der 2018 ver-
storbene Warener Künstler Walther
Preik seinen Vorgänger einst erdacht
hatte. Für Wagenknecht und sein
Team hieß das: Nach dem Abbau
des maroden Holz-Pferdes im Januar
wurde es in der Werkstatt genaues-
tens vermessen und in nur drei Mo-
naten neu erbaut.
Bauch und Hals des Pferdes sind
noch etwas luftig. Kein Wunder, der
Feinschliff folgt nächste Woche.
Dann werden die nackten Stellen
beplankt.
Beim Aufbau des Trojapferdes
am Donnerstag richteten die Mit-
arbeiter der Tischlerei die Holzteile
passgenau aus – und mühevoll. So
mühevoll, dass ein Mitarbeiter einen
Bandscheibenvorfall erlitt. Denn alle
Handgriffe kamen einem Kraftakt
gleich. Allein, um ein gut 2,50 Meter
hohes Bein zu heben, brauchte es
sechs Männer!
Für die harte Arbeit, die mehrere
hundert Kilogramm schweren Teile
auszurichten, werden die Arbeiter
aber wohl eine besondere Würdi-
gung erhalten – so wie jeder, der
für das neue Pferd gespendet hat.
Das Schliemann-Museum entschied
sich dafür, jeweils ein Stück der
gut erhaltenen Planken des alten
Pferdes mit Widmung an die Spen-
der zu übergeben. Die erste Planke
wechselte am 28. März, zum 90. Ge-
burtstag des Mäzen Jost Reinhold,
den Besitzer. Er spendete für die Ge-
staltung des Schliemann-Geländes
20000 Euro.
Teile des Troja-Vorgängers wer-
den nicht im neuen Pferd verbaut.
Die Einzelteile lagern noch in der
Gielower Werkstatt. Das meiste wird
wohl als Brennholz verwendet, so
der Tischlerchef. Sofern niemand
Anspruch auf etwa den Pferdekopf
als Trophäe erhebt. Sicherlich könn-
te der alte Kopf beispielsweise ein
Hingucker für den Lärzer Ortsteil
„Troja“ sein.
„Das Pferd dient nun wieder dazu,
dass das Museum besser wahrge-
nommen wird“, begründete Sven
Rose, Referent der Wirtschaftsförde-
rung, die Bedeutsamkeit des Wahr-
zeichens. „In einen Glückstaumel
werden auch die kleinen Krieger
geraten, wenn sie den Bauch des
Pferdes durchlaufen und über den
Schweif hinunterrutschen“, freute
sich Museumsleiterin Undine Haase
auf die Zukunft.
Übrigens: Die Lebenszeit des neu-
en Troja-Pferdes hat sich laut Tisch-
ler Wagenknecht mit dem Nachbau
mindestens verdoppelt. Die Chancen
stehen also gut, dass sich die nächs-
ten zwei Generationen dasselbe
Pferd anschauen.
Ab 15. Mai wird um das Pferd herum
außerdem ein archäologischer
Spielplatz gebaut. Zur offiziellen
Einweihung des Pferdes am 18. Mai
von 10 bis 14 Uhr ist dieser zwar
noch nicht fertig, aber Neugierige
können schon einen Blick in den
Bauch des Pferdes werfen.
Kontakt zur Autorin
s.salzmann@nordkurier.deDer Platz vor dem Heinrich-
Schliemann-Museum in
Ankershagen hat wieder was zu
bieten. Seit Donnerstag steht
dort wieder ein Trojanisches
Pferd. Neben geplanter
Schwerstarbeit kam es auch
zu einer unliebsamen
Überraschung.
Vier Tonnen schwer:
Das Troja-Pferd
ist wieder da
Von Susann Salzmann
Der Aufbau des Pferdes dauerte Stunden.
FOTOS (6):SUSANNSALZMANN
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Freitag, 26. April 2019
Müritz−Zeitung
MZ
Nordkurier/Müritz-Zeitung, 26. April 2019, S. 17