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Seite 51

Informationsblatt 31 Februar 2020

Beiträge und Berichte

von 2 1/2 Pfund verkauft, und sie ist schrecklich. Creme und

fior di latte sind hier unbekannt. Kaffee wird schwarz getrun-

ken, weil es keine Kuhmilch gibt; die Ziegenmilch ist bereits

sehr dünnflüssig und mit noch mehr Wasser gemischt und ist

sehr teuer.“ Seine Beschwerden enden jedoch mit einem posi-

tiven Hinweis: „Das einzig Gute an Syrakus ist der Wein, der

die Stärke eines Madeira und die Süße eines Muscato-Wein

hat. Doch wenn man sich daran erinnert, wenn man ihn trinkt,

in wieviel Schmutz er erzeugt wird, kann er nicht ohne Ab-

scheu getrunken werden.“

Seine fast elfstündige Fahrt mit dem Pferdebus nach Catania

brachte weitere Enttäuschungen mit sich. Hinsichtlich auf

diese anstrengende Reise und ihre häufigen (und nutzlosen)

Zwischenstopps konnte er nicht umhin, zu folgern, dass „das

Ärgerlichste war, dass es an keinem Ort eine Gelegenheit gab,

etwas zu essen und zu trinken. Zum Glück war die Reise von

Catania nach Messina etwas anders, und im Bahnhof von Aci-

reale gelang es Schliemann, während eines Pferdetausches

Ziegenkäse zu bekommen und zwei Gläser Wein zu trinken.

In Messina, wo ihn der Handelsvertreter Saraceno zusammen

mit anderen ausländischen Gästen, darunter dem amerikani-

schen Konsul, einlud, bewertete er die sizilianische Küche

neu: „Das Mittagessen war sehr gut“, schrieb Schliemann.

„Brühe mit Fleischbällchen, dann Fisch mit Buttersauce, ge-

folgt von Pasticcio und Focaccia, Roastbeef, Sorbetto, gebra-

tenem Hähnchenfleisch, Obst und mehr“ (Tagebuch A3, 23.

Dezember 1858). Dieses Mittagessen in Messina ist seine ein-

zige wirklich positive Stellungnahme zur sizilianischen Kü-

che. Während seiner zweiten Reise im Jahr 1868 äußerte er

sich nicht zum Essen. Er machte nur die Bemerkung, dass er

nach einer Bootsfahrt nach Aci Trezza unter brennender Son-

ne litt. „Ich bin nach Catania zurückgekehrt“, schrieb er in

seinem Tagebuch, „mit einem fiebrigen Durst, trank eine Fla-

sche Bier mit Eis und ging ins Bett“ (Cultraro 2018, S. 152).

Literaturhinweise:

Cultraro, M. 2018: Massimo Cultraro, L’ultimo sogno dello

scopritore di Troia: Heinrich Schliemann e l’Italia (1858-

1890).

Pappalardo, U. 2018a: „Heinrich Schliemann a Mozia“, ​Sici-

lia Archeologica 110, S. 109-138.

Pappalardo, U. 2018b: „Heinrich Schliemann a Napoli“: Notiz

von viaggio e documenti“, Napoli Nobilissima 4: 3, S. 58-64.

Schliemanns Tagebuch A3 (1858) im ASCSA-Archiv: https://

www.ascsa.edu.gr/archives/schliemann-diary-a-3

Shepherd, E. J. 2012: „Schliemann a Populonia e alove“, Ras-

segna di Archeologia 24, 2009-11, S. 143-165.

Seit Sommer 2019

darf sich unsere

Dorfkirche nun end-

lich offiziell „Rad-

wegekirche“ nennen.

Schritt für Schritt

wurden in den letzten

Jahren die nötigen

Voraussetzungen für

diesen Status durch

die Kirchengemeinde

und den Förderverein „Dorfkirche Ankershagen“ geschaf-

fen. So wurde u. a. vor der Kirche ein Rastplatz mit über-

dachter Sitzgruppe und Fahrradständer angelegt und man

kann sich in der Kirche über die touristische Infrastruktur

der Region informieren, so z. B. zum Schliemann-Muse-

um, zur Havelquelle und zum Müritz-Nationalpark sowie

über nahe gelegene Fahrradwerkstätten. Ein echter Hin-

gucker ist die Ausstellung zu den mittelalterlichen Fres-

ken im Chorgewölbe geworden. Der Restaurator Herr

Krohn hat auf vier handgemalten Tafeln sehr eindrucks-

voll versucht, die ursprüngliche Fassung der Fresken für

den Besucher von heute wiederherzustellen. Dazu gibt

es auch noch ein Heft mit schriftlichen Erklärungen zur

möglichen Deutung der einzelnen Details dieser äußerst

vielschichtigen Malerei. Einen weiteren Fakt für den Titel

„Radwegekirche“ gibt es allerdings schon länger – dass

Ankershagen direkt an einem Radfernweg liegt, in diesem

Fall dem von Berlin nach Kopenhagen.

Insgesamt wurden wir bei diesem Projekt großzügig

durch Leader-Mittel der Europäischen Union unterstützt.

Mit dem Status einer „Radwegekirche“ geht auch ein

großer Werbeeffekt für Ankershagen und Umgebung ein-

her, da unsere Kirche nun verstärkt in deutschlandweite

Verzeichnisse sowie Reiseführer für Radtouristen aufge-

nommen wird. Damit hat in diesem Jahr neben der ge-

lungenen neuen Dauerausstellung des Heinrich-Schlie-

mann-Museum unsere Region ein weiteres Highlight

dazu gewonnen.

Christoph Ludewig,

Schliemanngemeinde Ankershagen

Ankershagener Gotteshaus ist jetzt auch „Fahrradkirche“

Neue „Fresken-Ausstellung“ unter der Or-

gelempore