Seite 54 Informationsblatt 30 Februar 2019
Aus der Presse
WAREN.
Als die Stimmen bei
der Landtagswahl in Hessen
ausgezählt und damit die dra-
matischen Verluste der CDU
nicht mehr zu beschönigen
waren, ahnte Marc Reinhardt
schon, dass etwas von der
Bundesvorsitzenden Angela
Merkel kommen würde. Der
Landtagsabgeordnete und
Vorsitzende des CDU-Kreis-
verbandes Mecklenburgische
Seenplatte ist schließlich
lange genug in der Politik,
um ihre Mechanismen zu
kennen. Nur im Tempo ver-
schätzte er sich. „Ich hät-
te eher bei der Klausur des
Bundesvorstandes damit ge-
rechnet“, sagte er am Mon-
tag, während Medien wie der
Deutschlandfunk von einem
„Schaulaufen der Kandida-
ten“ sprachen.
Zwölf Namen im Spiel,
davon drei große
Es wird auch in die Provinz
führen. Friedrich Merz, Jens
Spahn, Annegret Kramp-Kar-
renbauer – seit Angela Merkel
ihren Verzicht auf den Partei-
vorsitz bekannt gegeben hat,
stellt sich für die Mitglieder
in der Seenplatte die Frage,
wen sie künftig als obersten
Chef oder Chefin haben wol-
len. Und womöglich wird sich
die Auswahl noch erweitern.
„Inzwischen sollen schon
zwölf Namen im Spiel sein“,
sagt Marc Reinhardt. „Aber
ich denke, es wird vor allem
um die drei gehen.“ Sie wol-
len sich auf Regionalkonfe-
renzen der Basis vorstellen.
Wobei „regional“ nicht unbe-
dingt in der Nähe heißt.
Acht solcher Treffen wird
es voraussichtlich geben. Da-
mit wird nicht einmal auf
jedes Bundesland eines ent-
fallen, doch Reinhardt findet
das Vorgehen insgesamt trotz-
dem gut. „So werden alle Mit-
glieder eingebunden“, meint
er. Das dürfte auch nötig sein
in einer Partei, die sich nach
desaströsen Wahlen eine Art
Neuanfang verordnet hat.
Auf dem Bundesparteitag in
gut vier Wochen wird es auch
um eine Weichenstellung ge-
hen zwischen Konservativen
wie Merz und Spahn oder
dem liberalen Flügel um
Kramp-Karrenbauer.
Marc Reinhardt wird das
live erleben. Er ist einer der
Delegierten aus dem Seen-
platte-Verband. „Ich freue
mich darauf“, sagt er. Wem
er aber seine Stimme geben
wird, das steht bisher noch
nicht fest. Ein abschließen-
des Urteil werde er sich erst
auf dem Parteitag bilden,
blickt er voraus. Dabei wird
auch eine Rolle spielen, wie
die eigene Basis denkt. Zwar
sind die Delegierten nicht an
ein imperatives Mandat ge-
bunden, aber, sagt Reinhardt,
„man holt sich natürlich vor-
her Meinungen ein.“
Gelegenheit dazu hat er
genug. Das Thema werde
derzeit in allen Ortsverbän-
den heiß und leidenschaft-
lich diskutiert, ohne dass
es schon einen Trend gäbe,
weiß er. Ein Schwergewicht
wird das Votum aus der Seen-
platte aber nicht bilden. Von
1001 Delegierten stellt der
Kreisverband vier: Lorenz
Caffier, Vincent Kokert, Marc
Reinhardt und Renate Holz-
nagel.
Nach Merkel: Kreis-CDU diskutiert heiß, ist aber noch uneins
Friedrich Merz, Annegret
Kramp-Karrenbauer, Jens
Spahn oder ganz jemand
anders? Derzeit laufen in
den Ortsverbänden der
Union die Diskussionen um
den künftigen Parteivorsitz.
Auch der Kreisvorsitzende
überlegt noch.
Georg Wagner
Von
Kontakt zum Autor
g.wagner@nordkurier.deMarc Reinhardt wird als
Delegierter von der Seenplatte
am Bundesparteitag der CDU
teilnehmen.
FOTO: GEORG WAGNER
ANKERSHAGEN.
Die Vorstel-
lung vom staubtrockenen
Museum war gestern. Denn
den digitalen Wandel können
Museen nicht an sich vorbei-
ziehen lassen. Aus diesem
Grund hält digitale Technik
auch im Heinrich-Schlie-
mann-Museum in Ankers-
hagen Einzug – nach Ende
der Sanierungsarbeiten.
Für knapp 490000 Euro
wird dort seit Mitte Septem-
ber saniert. Nach über 20
Jahren ändert sich die Raum-
gestaltung. Zusätzlich vergrö-
ßert sich die Ausstellungsflä-
che um 28 auf insgesamt 175
Quadratmeter. Die beiden
Büros imMuseum – darunter
das der Leiterin Undine Haa-
se – wurden in ein Nebenge-
bäude verlegt. Dafür hat das
Museum nun zehn statt acht
Präsentationsräume.
Ausgedehnt wird allerdings
auch die Bauzeit: War das ge-
steckte Ziel einst März 2019,
wird nun der Mai 2019 anvi-
siert. Bis dahin erhalten die
Außenwände Lehmputz und
Schilfmatten, die eine stabi-
le Verbindung eingehen und
dämmen sollen. Damit wird
das Flair, das bereits bei der
Sanierung vor 20 Jahren auf-
recht erhalten wurde, auch
jetzt noch beibehalten.
In die Räume sollen neben
bekannten Exponaten auch
neue Leihgaben einziehen.
Um welche Neuzugänge es
sich handelt, darüber hüllt
sich Haase allerdings in Still-
schweigen. Im Dezember
oder Januar solle darüber be-
raten werden. Eins ist aber
klar: Sie stammen aus dem
Berliner Museum für Vor-
und Frühgeschichte.
Neben den Leihgabenmöch-
te das Museum den „Staub“
des Analogen loswerden. His-
torie und Hightech sollen im
sanierten Objekt verknüpft
werden. Tablets sollen in so-
genannten Bildertagebüchern
Einblicke in das Umfeld des
berühmten Archäologen ge-
ben. Illustrationen sollen Ein-
drücke etwa in Schliemanns
Russlandaufenthalte und wei-
tere Reiserouten geben. Tafeln
mit kurzen, hervorgehobenen
Texten informieren über den
Entdecker Trojas und hoch-
gebildeten Mann, der 20 Spra-
chen gesprochen hat. Ergän-
zende Informationen stehen
für den bereit, der sich mehr
als nur die Kerninformationen
anlesen möchte.
Damit soll der mehrfach
von Gästen geäußerten Kri-
tik entgegen gewirkt wer-
den, dass die Ausstellung
zwar sehr interessant, aber
zu textlastig sei. Wer weni-
ger lesen möchte, könne sich
zukünftig auf die Kernfakten
beschränken und bei Interes-
se weiter abtauchen, so Haa-
se. „Trotzdem geht derjenige,
der nur die Haupttexte liest,
mit einem soliden Wissen aus
der Ausstellung.“
An Hörstationen gibt es
darüber hinaus weitere Infor-
mationen. „An denen soll ins-
besondere aus dem Brief-Fun-
dus Schliemanns vorgelesen
werden“, so die Museumslei-
terin. Grundsätzlich sollen
die Audioguides mindestens
zweisprachig sein. Haase
denkt an Polnisch oder Eng-
lisch als Zweitsprache.
Als „Wahrzeichen des
Kreises“ soll nun auch das
trojanische Pferd komplett
neu gebaut werden. Die Kos-
ten belaufen sich auf über
70000 Euro. Ende November
soll der Auftrag an eine Firma
vergeben werden. Vielleicht,
so Haase, wird der voraus-
sichtliche Abriss im Dezem-
ber mit einem kleinen Event
verbunden.
Das Problem des Pferdes:
Das Holz ist morsch, Latten
sind lose, der Pferdehals senkt
sich. Deshalb ist es derzeit
auch von einem „Gatter“ um-
geben, sprich gesperrt. Ärger-
lich: Erst als 2017 eine neue
Treppe in den Bauch des Pfer-
des gebaut wurde, wurden die
Fäulnisschäden festgestellt.
Geht alles gut, soll das neue
Troja-Pferd aus Lärchenholz
im März stehen. „Um das
Pferd soll zudem ein archäolo-
gischer Spielplatz entstehen“,
sagt die Museumsleiterin.
Derart große Investitionen
werden wahrscheinlich auch
mit einem höheren Eintritts-
preis (bisher vier Euro) ver-
bunden sein, so Haase. Dass
der sich aber gleich verdop-
peln könnte, sei auszuschlie-
ßen.
Bis voraussichtlich Mai 2019
wird das Schliemann-
Museum in Ankershagen
noch saniert. Eine knappe
halbe Million Euro wird
investiert. Mit dem neuem
Konzept soll auch ein
Kritikpunkt vieler Besucher
ausgeräumt werden.
Schliemann setzt auf ein
neues Pferd und Technik
Susann Salzmann
Von
Kontakt zur Autorin
s.salzmann@nordkurier.deDer Holzmix aus Eiche und Co., aus dem das Trojanische Pferd besteht, ist morsch geworden. An einigen Stellen lösen sich die Platten,
der Kopf senkt sich. Das neue Pferd soll aus Lärchenholz gefertigt werden, sagt Leiterin Undine Haase.
FOTOS (2): SUSANN SALZMANN
Mit Einzug der neuen Technik wollen die Museumsmacher mehr
Touristen nach Ankershagen locken.
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Mittwoch, 7. November 2018
Müritz−Zeitung
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Nordkurier/Müritz-Zeitung, 7. November 2018, S. 14