Seite 50 Informationsblatt 30 Februar 2019
Aus der Presse
ANKERSHAGEN.
Zielgerichtet
steuern Besucher wieder
das Heinrich-Schliemann-
Museum an, das aufgrund
von Bauarbeiten gerade eine
mehrmonatige Pause hinter
sich hat So schauten in die-
ser Woche Lateinschüler aus
Rövershagen in Ankershagen
vorbei. Bewegung gibt es auf
dem Dachboden des ehema-
ligen Pfarrhauses, in dem
Heinrich Schliemann Kind-
heitsjahre verbrachte.
Denn dort wird gerade die
neue Sonderausstellung auf-
gebaut, die am 29. März um
14 Uhr eröffnet wird. Sie wid-
met sich dem Autor Heinrich
Alexander Stoll (1910-1977),
der mit seinem 1956 erschie-
nenen Buch „Der Traum
von Troja” als Schliemann-
Biograph in die Literaturge-
schichte einging. Wurde es
doch in neun Sprachen über-
setzt. Dass sein Nachlassver-
walter Burkhard Unterdörfer
die Sonderausstellung mit in-
itiierte, hat mehrere Gründe.
„Anlässlich des 40.Todes-
tages wurde diese Schau
im vorigen Jahr erstmals
im Museum des Teltow in
Wünsdorf gezeigt. Der dorti-
ge Landkreis finanzierte die
Tafeln, auf denen das Leben
von Heinrich Alexander Stoll,
sein literarisches Schaffen
und sein Werkverzeichnis
nachzulesen sind”, sagt der
Autor der Ausstellung, die
zusammen mit der Wissen-
schaftlerin Professorin Eva-
maria Engel konzipiert wur-
de. Burkhard Unterdörfer,
der Diplomforstingenieur ist,
hat das Haus des in Parchim
geborenen Schriftstellers im
brandenburgischen Thyrow
geerbt, da es keine Nach-
kommen gab. Enge Kontakte
verbanden über 20 Jahre die
Familie mit dem Autor. „Ich
bewunderte sein Wissen über
geschichtliche Zusammen-
hänge und Kunstgeschichte,
sein sicheres Auftreten und
die Sprachkenntnisse. Seit
meinem Einstieg ins Renten-
alter habe ich nun Zeit, mich
intensiv mit dem Nachlass zu
befassen”, kommt der 67-Jäh-
rige auf seine Erbepflege zu
sprechen.
„Traum von Troja“ in
nur 32 Tagen geschrieben
Stoll habe 36 Bücher ge-
schrieben, die in einer Auf-
lage von 2,7 Millionen Ex-
emplaren erschienen seien.
Neben Romanen widmete er
sich auch wissenschaftlichen
Abhandlungen, setzte nord-
deutschen Landsleuten wie
Johann Heinrich Voß und Jo-
hann JoachimWinckelmann
literarische Denkmäler und
erschloss Kindern die meck-
lenburgische Sagenwelt.
„Den ,Traum von Troja’
hat er in nur 32 Tagen ge-
schrieben. Das handschrift-
liche Manuskript ist Teil der
Sonderausstellung”, verweist
Burkhard Unterdörfer auf die
Schaffenskraft von Stoll. Al-
lein im Zeitraum von 1954 bis
1958 entstanden zwei Drittel
seiner Bücher. Für die Schlie-
mann-Biographie weilte Stoll
mehrmals in Ankershagen
und in Neubukow, dem Ge-
burtsort des weltbekannten
Archäologen.
Der Schriftsteller hatte
Theologie und Kunstgeschich-
te studiert, war Mitglied der
Bekennenden Kirche, studier-
te in Rom Klassische Archäo-
logie. „Die Ausstellung zeigt
auch auf, wie gnadenlos
die politischen Systeme im
Deutschland des vorigen Jahr-
hunderts Biographien geformt
haben, was bei Stoll zu 15 Jah-
ren erzwungener schriftstel-
lerischer Pause geführt hat”,
kommt der Brandenburger
auf einschneidende Lebens-
abschitte des Schriftstellers
zu sprechen, der beispiels-
weise im Lager Neubranden-
burg-Fünfeichen interniert
war. Seine Schreibmaschine,
Fotoalben sowie Teile persön-
licher Sammlungen sind in
Ankershagen zu sehen. Wie
von Museumsleiterin Undine
Haase zu erfahren war, wird
die Sonderausstellung bis zum
9. September gezeigt.
An diesem Sonnabend,
24. März, lädt das Museum
Groß und Klein von 13 bis 17
Uhr zum Osterbasteln ein.
Das Ankershagener
Schliemann-Museum
widmet einem ganz
besonderen Mann eine
Sonderausstellung.
Heinrich Alexander Stoll
hatte zu DDR-Zeiten eine
Biografie herausgegeben,
die heute noch als Klassiker
gilt, Seine Bücher wurden
millionenfach verkauft.
Aus dem Leben eines Schliemann-Biografen
Monika Jacobs
Von
Kontakt zur Autorin
m.jacobs@nordkurier.de
Burkhard Unterdörfer verwaltet den Nachlass von Schriftsteller Heinrich Alexander Stoll. Dazu gehört auch die Schreibmaschine vom Typ
Continental aus dem Jahre 1949. In der Vitrine findet sich das handgeschriebene Manuskript zum Schliemann-Roman.
FOTO: MONIKA JACOBS
Seite 19
Freitag, 23. März 2018
Müritz−Zeitung
Traueranzeigen
Nordkurier/Müritz-Zeitung, 23. März 2018, S. 19