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Informationsblatt 27 März 2016
hauer hat seine Arbeiten auch im öffentlichen Raum gestaltet,
in Greifswald zeugen einige sehr interessante Brunnen von sei-
ner Vielseitigkeit, wie der zuletzt geschaffene Greifenbrunnen
vor dem Theater oder auch die künstlerische Rekonstruktion
des großen Wappens am Giebel des ehemaligen Schwedischen
Stadtkommandantenhauses in Stralsund, bei dem ihm vor al-
lem auch seine technischen Kenntnisse als Flugzeugbauer zu-
gute kamen. Der Lebensweg von Heinrich Zenichowski war
nicht einfach, seine Kunst spiegelt oft eine gewisse Melancho-
lie wider, manchmal ist sie jedoch auch fröhlich, lebensbeja-
hend. Und man möchte dann ein Stück davon für sich behalten.
Lassen Sie uns einen kurzen Blick in die Ausstellung wer-
fen, bevor Sie sich selbst von den einzelnen Werken überra-
schen lassen. Die Auswahl ist die Meinige, eines Freundes des
Künstlerpaares, nicht die eines Kunsthistorikers.
Unsere Ausstellung trägt den Namen Metamorphose, Ver-
wandlung.
Wir können heute hier zwar vielen, ganz verschiedenen
Verwandlungen begegnen, haben aber das Thema bewusst
gewählt als eine Anknüpfung an Ovids berühmtes Buch,
das über Jahrhunderte die Kunst inspiriert hat und der grie-
chisch-antiken Mythologie thematisch ihren Platz neben dem
Gleichniswerk und Erzählung der Bibel in der europäischen
Kultur sicherte. Eine solche Ausstellung passt natürlich in ein
Museum, das sich thematisch mit antiken Kulturen und deren
Entdeckung beschäftigt.
Im Foyer sind Sie einem Hauptwerk von Heinrich Zenichow-
ski begegnet, einer
Metamorphose,
gestaltet aus Mooreiche,
einem seltenen und kostbaren Material. Eiche, gewachsen,
lebendig, ins konservierende Moor gesunken und dann uralt
wieder auferstanden in diesem Kunstwerk. Es zeigt uns ein
Paar, aufsteigend aus dem Holz, der Natur, dem noch Unge-
formten. Das Weibliche dominiert kraftvoll, ernst, das Männ-
liche ergänzt und zeigt doch eine Bewegung mit dem Arm,
die zärtlich und schützend zugleich wirkt. Beide sind nicht
trennbar, ihre Wurzel ist gemeinsam. Menschen, Mensch und
Menschin werden auch in der Genesis als gleichberechtigte
Wesen gesehen. Trotzdem erinnerte mich diese Arbeit im-
mer an eine matriarchalische Phase. Sie ist friedlich, ruhend.
Nicht umsonst ist in allen Kulturen das Weibliche Inbegriff
der Fruchtbarkeit, die Erde weiblich, alles andere tragend,
auch den Olymp. Wir begegnen diesem Motiv noch in kleine-
rer Form im oberen hinteren Raum, sehr schlank, deutlich aus
einer Wurzel erwachsend ein Paar. Verwandlung, wir kommen
aus der Natur, gehören zusammen, vergehen.
Im ersten Ausstellungsbereich begegnet uns ein Bild von Bar-
bara Zenichowski,
Undine
genannt. Eine weibliche Gestalt,
die durch eine Art Nebelschleier auf mich wirkt, weit weg,
nicht greifbar, und doch in meiner Nähe. Manchmal wirken
in der Vorstellung so die Gestalten aus fernen Zeiten, die mir
noch etwas sagen wollen, die ich eigentlich nicht kenne, des-
halb auch nicht scharf sehen kann. Ich stelle mir also etwas
vor, das Bild von Barbara bewirkt eine Wandlung meiner Ein-
drücke, ich suche nach dem Ursprung. Wie nach einem Traum.
Dann ist da die
Kleine Französin
, genannt Paris 1900. Es ist
mir egal, welcher Impressionist die Künstlerin inspiriert hat.
Die Französin ist bezaubernd, es ist die Situation einer kurzen
Blickbegegnung, die etwas versprechen könnte, eine Möglich-
keit, die gleich wieder verweht und der Phantasie Raum lässt.
So wie im vorbeifahrenden Zug. Eine Möglichkeit, die alles
verändern könnte.
Sonderausstellungen
„Metamorphose“ aus Mooreiche im Vestibül
Die Ausstellungseröffnung war gut besucht
Vorderer Teil der Ausstellung mit „Kassandra“, „Paris 1900“ und „Ecce
homo“