Seite 11
Informationsblatt 26 Februar 2015
Mitgliederversammlung
Liebe Mitglieder, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe
Gäste,
heute möchte ich meinen Bericht damit beginnen, dass ich Ih-
nen eine Radiosendung vorspiele, die vor wenigen Tagen NDR 1
ausstrahlte. Dabei wurden der hier anwesende Axel Müller, Lei-
ter des Amtes für Wirtschaft, Kultur und Tourismus, dem das
Heinrich-Schliemann-Museum zugeordnet ist, und ich zur Zu-
kunft unserer Einrichtung befragt.
1
___________
Wie so oft beginnt auch dieser Medienbericht mit dem Hinweis
darauf, dass das Museum Probleme bei der Finanzierung und mit
der Anzahl der Besucher hat. Letzteres liege an der Abgeschie-
denheit des Ortes und daran, dass viele zwar noch wüssten, dass
Schliemann der Ausgräber Troias war, aber nur wenige, dass er
aus Mecklenburg stammte und in Ankershagen ein Museum sei.
An diesem kommt man nicht zufällig vorbei, wie z. B. an Museen
in größeren Städten. Und gerade diese zufälligen Besucher fehlen
in der Statistik. Witte verweist in diesem Zusammenhang darauf,
dass es drei Vorteile für ein Museum gibt: 1. der Standort, 2. der
Standort, 3. der Standort. Das HSM auf dem Gelände des „Mürit-
zeums“ in Waren brächte uns mit Sicherheit 60-80.000 Besucher
pro Jahr. Doch das wollen Politiker meist nicht verstehen.
Dann kommt der Museumsleiter auf die geplante Sanierung und
Renovierung des Erdgeschosses des Hauses sowie auf den Auf-
bau einer neuen Dauerausstellung zu sprechen. 2015, im Schlie-
mann-Gedenkjahr, sollte sich das HSM ab der Saison im neuen
Glanz präsentieren. Dadurch würde die Besucherzahl wieder
steigen. Doch die Finanzierung für diese Vorhaben fehlt nach
wie vor.
Axel Müller hält diese Vorhaben angesichts des gewaltigen
Haushaltsdefizits des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte
gegenwärtig für illusorisch. Das HSM würde mit einem jähr-
lichen Zuschuss von bis zu 250.000 Euro sowieso schon zu den
teuren Museen des Kreises zählen.
2
Die Frage ist also, ob wir uns
ein solches Museum weiter leisten können und wollen. Müller
sagt vorerst „Ja“. Der Reporter zweifelt an einem langfristigen
Bekenntnis zu unserer Einrichtung seitens des Kreistages und
des Landrates und er spricht noch einmal die große Bedeutung
des HSM an: Blaubuchmuseum und internationales Forschungs-
zentrum!
Witte unterstreicht zum wiederholten Male: Die Qualität eines
Museums definiert sich nicht über seine Besucherzahlen. Wer so
denkt, vergleicht „arte“ und „3sat“ mit „RTL II“ und Super RTL“.
1 Anm. d. Redaktion: Witte spielt nun die Kassette vor. Da das hier nicht ge-
schehen kann, ist der Inhalt im nun fortlaufenden Text zusammengefasst.
2 Dieser Vorwurf „teures“ bzw. sogar „das teuerste“ Museum wird immer
wieder erhoben. Keiner fragt danach, wofür das Geld gebraucht wird:
Personalkosten und Unterhaltungskosten (Gas, Wasser, Strom etc.). Die
Aufgabe eines Museums „Sammeln, Bewahren, Ausstellen, Interpretie-
ren“ ist dadurch nur noch schwer zu bewältigen. Und außerdem: Wir ha-
ben es hier mit Aussagen von Technokraten zu tun, die zwar wissen, was
etwas kostet, aber nicht wissen, was etwas wert ist.
Dann kommt der Reporter auf die neue Idee des Landkreises zu
sprechen, eine GmbH „Wirtschaftsförderung Mecklenburgische
Seenplatte“ zu gründen, in die dann auch das Heinrich-Schlie-
mann-Museum hinein soll. „Sparmaßnahmen, Personalabbau und
sogar Schließungen wären dann erheblich leichter umzusetzen.“
Witte hofft, dass es dazu nicht kommen wird.
3
___________
Liebe Mitglieder,
nun haben Sie gehört, in welcher schwierigen Situation sich das
Heinrich-Schliemann-Museum befindet und dass darüber so-
gar öffentlich diskutiert wird. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie
die Situation weiterhin verfolgen und uns im Kampf gegen eine
GmbH, in der wir die Gemeinnützigkeit verlieren, in welcher
Weise auch immer, unterstützen werden. Auch der Museumsver-
band Mecklenburg-Vorpommern warnt vor dieser Entwicklung.
Ich habe in letzter Zeit wieder viele Gespräche mit Politikern und
der Verwaltung geführt. Ende März besuchte der Minister für
Wissenschaft, Bildung und Kultur Mecklenburg-Vorpommerns,
Herr Mathias Brodkorb, das HSM und äußerste sich in großen
Tönen zur Einrichtung. Er verwies aber darauf, dass eine wei-
tere Projektförderung des Landes für das Museum nur erfolgen
wird, wenn der Träger, also der Landkreis, voll und ganz hin-
ter dem HSM steht. Ähnlich formulierte es vorgestern in einem
Gespräch mit mir der Referatsleiter im genannten Ministerium,
Herr Jörn Mothes.
Und was die bekannten Vorhaben des HSM angeht, so sprach
der Landrat, Herr Heiko Kärger, schon vor längerer Zeit davon,
dass daran erst zu denken sei, wenn endlich das „Agroneum“
vollständig fertiggestellt ist.
3 Anm. d. Redaktion: Die Entscheidung für diese GmbH unter Einschluss
des HSM fiel dann in den Kreistagssitzungen vom 22. September und 8.
Dezember 2014!
Bericht des Leiters des Heinrich-Schliemann-Museums Ankershagen, Herrn Dr.
ReinhardWitte (Berichtszeitraum vom 8. September 2013 bis 7. September 2014)
Dr. Reinhard Witte