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Bekanntheitsgrades und auch den Angelpunkt, um den sich die Biographien dre-

hen; war es doch er, der die Friesplatten des Großen Altares von Pergamon ent-

deckte, rettete und schließlich für die „Königlichen Museen“ in Berlin sichern

konnte.

Ganz kurz sei auf wesentliche Lebensstationen Carl Humanns verwiesen. 1839

wurde er als Sohn eines Gastwirtes in Steele/Essen im Ruhrgebiet geboren, ar-

beitete als Praktikant beim Vermessungswesen für die Deutsche Bahn, begann

ein Studium an der Königlichen Bauakademie in Berlin, brach sein Studium

auf Grund eines Lungenleidens ab und suchte Erholung bei seinem Bruder auf

Samos, der als Topograph im Hera-Heiligtum arbeitete. Er trat schließlich als

Kaufmann ins Schmirgel-Geschäft ein, später bekam er Aufträge für Bau- und

Vermessungsarbeiten im Osmanischen Reich, im Zuge derer er in das antike

Pergamon gelangte und dort versuchte – teils mit Erfolg – gegen das sukzessive

Ausbeuten der Ruinen von Marmor vorzugehen. Dort entdeckte er auch in einer

byzantinischen Mauer Reliefplatten, die heute als Teile des Großen Altares von

Pergamon bekannt sind. Gemeinsam mit Alexander Conze, dem Direktor der

Skulpturensammlung der Königlichen Museen in Berlin, sollte er von 1878 bis

1886 in drei lang andauernden Kampagnen wesentliche Areale des Burgberges

von Pergamon untersuchen. Weitere archäologische Grabungen unternahm Hu-

mann seit 1884 in der Funktion als „Direktor bei den Königlichen Museen in

Smyrna“ vor allem in Zincirli, Magnesia am Mäander, Priene und Tralleis, und

weitere Unternehmungen führten ihn z. B. nach Milet, Hierapolis, Ephesus und

Ankara. Er war zu seiner Zeit – obwohl kein „Fachgelehrter“ – zu einer der zen-

tralen Figuren der Archäologie im Gebiet des Osmanischen Reiches geworden

und konnte so für die noch heute in der Türkei existierenden Großgrabungen die

Wege ebnen. Seine Forschungsergebnisse gipfelten schließlich in einem Ehren-

Doktorat der Philosophischen Fakultät der Universität Greifswald im Jahre 1880.

Die Korrespondenz zwischen Humann und Schliemann

Soweit in aller Kürze zu Humanns Bedeutung für den Beginn feldarchäologi-

scher Forschungen in der Türkei; aber wann hätten er und Schliemann eigentlich

aufeinander treffen können? Aufschlussreich könnten die zeitlichen Überschnei-

dungen der Aufenthalte beider Herren an der Westküste Kleinasiens sein. 1869

hatte Humann seinen Wohnsitz bereits nach Bergama verlegt, während der erste

Grabungszyklus Schliemanns auf Hisarlık 1871-1873 stattfand. Während des

zweiten Grabungszyklus‘ 1878-1882 fand auch die erste Kampagne in Perga-

mon statt. In diesen Zeitspannen wäre ein Treffen durchaus vorstellbar gewesen.