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einlud. Ich weiß noch, wie wir uns nach Tisch auf die Terrasse begaben und der

Hausherr dort zu seiner Frau, einer Griechin, sagte: ‚So, nun rezitiere Du uns

bitte aus dem Homer‘. Frau Schliemann stellte sich unbefangen hin und trug frei

und frisch in altgriechischer Sprache etwa 100 Strophen aus der Ilias vor.“ Diese

Nachricht kann sich mit Sicherheit nicht – wie Schulte meint – auf das Jahr 1889

beziehen, denn die hier erwähnte Reise nach Deutschland fand erst – wie aus

den neu ausgewerteten Humann-Briefen ersichtlich ist

5

– von Mitte Juli 1890 bis

Ende Oktober 1890 statt. Demnach erfolgte die Einladung Schliemanns an die

Humanns in Athen erst nach der Zweiten Hisarlık-Konferenz.

Der intensivere Kontakt der beiden Ausgräber dürfte erst sehr spät zustande

gekommen sein, und sich nur auf eine kurze Zeitspanne, wie es vor allem in

Form von Briefen von Herbst 1889 bis zum Herbst 1890 nachvollziehbar ist,

bezogen haben. Die Beziehung gipfelt schließlich in der Teilnahme Humanns

an der Zweiten Hisarlık-Konferenz und ebbt danach wieder ab. Obwohl sich

nur ein loser Kontakt zwischen den beiden Männern entwickelte, scheint dieser

in Bezug auf die aktuellen türkischen Verhältnisse − die letzten Grabungen von

Schliemann in Troia lagen immerhin bereits 7 Jahre zurück − in Anbetracht der

Grabungen 1890 in Troia für Heinrich Schliemann nicht unwesentlich gewesen

zu sein. Ferner fand Schliemann in Humann einen Unterstützer in seinem Streit

mit Hauptmann Bötticher über die Bedeutung der Lokalität Hisarlık. In den Hu-

mannschen Kopiebüchern haben sich außerdem insgesamt drei Protokolle der

Zweiten Hisarlık-Konferenz erhalten, die hier ebenso besprochen werden.

Biographisches über Carl Humann

Eine Vielzahl an biographischen Skizzen und Nekrologen wurde über Carl

Humann (1839-1896) verfasst; von dem als Archivar tätigen und im ver-

wandtschaftlichen Verhältnis zu Humann stehenden Eduard Schulte stammt das

noch heute wichtigste Werk

6

. Ausführlich behandelte er darin das Leben und

Wirken von Humann und würdigte dessen wissenschaftliche und organisato-

rische Leistungen. Episch breiter mit minimalen Erweiterungen publizierten

Friedrich Karl Dörner und Eleonore Dörner 1989 eine weitere Biographie

7

.

Die Titel der Lebensbeschreibungen wie „Der Entdecker von Pergamon“

8

oder

„Der Entdecker des Weltwunders von Pergamon“

9

verraten den Grund seines

5

s. o. Anm. 1.

6

Schulte 1971.

7

Dörner − Dörner 1989.

8

Schuchhardt − Wiegand 1930.

9

Schulte 1971.