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beiten der damaligen Altertumswissenschaften sowie Schliemanns Unkenntnis
des Forschungsstandes der Altertumswissenschaften zu diesem Zeitpunkt ein.
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Zuletzt genannte Punkte gehen über die zumeist an Schliemann geäußerten Kri-
tikpunkte hinaus. Auch diese Beurteilung kommt aus dem Bereich der Troja-
Forschung.
Keine auffallenden, grundsätzlich neutrale oder sachlich-kritische Äußerungen
stammen von Kilian-Dirlmeier,
38
Laffineur,
39
Matthäus,
40
Mountjoy
41
sowie Rut-
ter.
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Eine Auswertung der Rezeption von Schliemanns Werk, geordnet nach Gra-
bungsstätten, wurde bereits vorgenommen. Wie ist das Ergebnis, wenn man von
der Staatsangehörigkeit der Archäologen und Archäologinnen ausgeht? Begin-
nen wir mit den griechischen Kollegen, so ist ein nüchtern-sachlicher Eindruck
zu nennen, der positive Nuancen aufweist. Wace und Taylor hoben von britischer
Seite aus meines Erachtens Schliemanns Verdienste deutlicher hervor – auch
Wace in seiner Studie, gerade vier Jahre nach dem Ende des vom Deutschen
Reich begonnenen Zweiten Weltkriegs. Auf Easton wurde bereits ausführlicher
eingegangen. Von deutscher Seite aus gab es von den vorgestellten Forschern
zumindest weniger Beachtung vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 wurden
Schliemanns Verdienste stärker gewürdigt. Kritik kam vor allem von Wissen-
schaftlern, die sich mit Troja beschäftigten. Ausgesprochen positiv war das Urteil
von Podzuweit.
Wie wirkte sich die Schliemann-Kontroverse auf die archäologische Fachwelt
aus? Die Antwort lautet: „in nur geringemMaße“. Vor allem Easton, Fitton, Korf-
mann und Podzuweit gingen auf sie ein; mit und nach Easton, Korfmann und
Podzuweit sollte aber die Bewertung der wissenschaftlichen Leistungen von der
Person getrennt werden. Vermutlich dieser Maxime folgend, beschäftigten und
beschäftigen sich nur wenige Archäologen mit der Person Heinrich Schliemanns.
Meines Erachtens kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Schliemann hat bedeuten-
de Stätten erforscht und überragende Funde gemacht. Diese wurden und wer-
den zitiert. Er hat aber, im Unterschied etwa zu Arthur Evans, dem Begründer
der minoischen Archäologie,
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die von ihm entdeckte mykenische Welt weder
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Hertel 2008b, 8 f., 25 f.
38
Kilian-Dirlmeier 1984; Kilian-Dirlmeier 1986 (Aufsatz), Kilian-Dirlmeier 1993.
39
Laffineur 1977.
40
Matthäus 1980.
41
Mountjoy 1993.
42
Rutter 1997.
43
Harden 1983.
	
	
					
				
				


		
