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Informationsblatt 31 Februar 2020
Beiträge und Berichte
Wir werden Zeuge einer Wachablösung der Ehrengarde, die
sich jeden Tag stündlich von 9 bis 18 Uhr abwechselt. Ich
dachte, so etwas gibt es in Europa nicht mehr. Nur wenige
Schritte vom Freiheitsdenkmal entfernt befindet sich im Park
die Lettische Nationaloper. Sie erinnert von außen ein wenig
an das Weiße Haus in Washington D.C.
In Riga stolpert man quasi von einer Sehenswürdigkeit zur
nächsten.
Der Domplatz ist der größte Platz im „alten Riga“ und der
Mittelpunkt des städtischen Lebens. Wie ein Herz pulsiert der
Domplatz, der von den umliegenden Straßen der Altstadt mit
Leben gespeist wird. Die Gebäude aus dem 19. und 20. Jahr-
hundert, die den Platz säumen, erinnern an die Geschichte der
Stadt und wirken fast so, als würden sie diese schützen wollen.
Namensgeber des Platzes ist natürlich der Dom zu Riga, die
größte Kirche des Baltikums. Quasi auf der Rückseite der Ri-
gaer Kirche steht der älteste Wohnhauskomplex in Riga. Er
stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die eng aneinander gedrück-
ten, auffälligen drei Häuser nennt man schon seit alten Zeiten
die „drei Brüder“. Eine Legende weiß zu berichten, dass sie in
der Tat von drei Männern einer Familie gebaut wurden. In den
Gebäuden, die mehrere Jahrhunderte alt sind, sind heute das
Architekturmuseum und das Zentrum zum Schutz von staat-
lichen Kulturdenkmälern untergebracht.
Die St. Petrikirche ist eines der ältesten, bedeutendsten und
wertvollsten Gebäude des gesamten Baltikums. Mit einer
Höhe von 123 m ist das Bauwerk der höchste Punkt der Stadt.
Die östliche Seite der Kirche grenzt an den Konventhof, der
ebenfalls zu den sehenswertesten und ältesten Gebäuden in
Riga zählt.
In der direkten Umgebung der Petrikirche befindet sich der
Rathausplatz mit seinen Sehenswürdigkeiten, darunter der
Nachbau des geschichtsträchtigen Schwarzhäupterhauses aus
dem 14. Jahrhundert sowie das rekonstruierte Rathaus von
Riga, das dem Rathausplatz seinen Namen verleiht. Nachdem
die historischen Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wur-
den, baute man den Rathausplatz neu auf.
Das Schwarzhäupterhaus ist eines der Highlights in Riga.
Nachdem das Haus am 29. Juni 1941 durch den Beschuss
deutscher Truppen zerstört wurde, sprengte man nach Kriegs-
ende auch die verbliebene Ruine aufgrund schwerer Beschä-
digungen. Erst in Vorbereitung auf die 800-Jahr-Feier Rigas
wurde das Gebäude zwischen 1993 und 1999 in nur sieben-
jähriger Bauzeit originalgetreu rekonstruiert (Abb. 47).
Moment – jetzt haben wir uns aber gehörig vertan und die
Stadt verwechselt. Zwischen der St. Petrikirche und dem Kon-
venthof finden wir Esel, Hund, Katze und Hahn (Abb. 48).
Die Skulptur der Bremer Stadtmusikanten steht doch aber am
Rathaus in Bremen, oder?
Doch anders als die in Bronze gegossenen Vertreter des
Grimmschen Märchens in Bremen, schauen die Bremer Stadt-
musikanten in Riga nicht auf die ein Gelage feiernden Räuber.
Sie blicken vielmehr durch einen Spalt des während der Sow-
jetzeit errichteten „Eisernen Vorhangs“ auf eine ihren Augen
bisher vorenthaltene neue Welt. Die politische Skulptur ist ein
Geschenk Bremens (Partnerstadt von Riga) an die lettische
Hauptstadt. Alle Viere haben „goldene Nasen“ vom vielen an-
fassen. Ich denke, dass es bestimmt Glück bringt, wenn man
eine Nase berührt und entscheide mich für den Esel. Ausgiebig
gestreichelt! Na, wenn das nicht hilft. Später erklärt mir ein
Einwohner, dass das Glück immer größer wird, je höher man
kommt. Hätte ich doch bloß probiert, den Hahn zu erreichen.
Übrigens: In früheren Zeiten wurde gesagt, wer die Glocke
der Jacobskirche von Riga, die außerhalb des Turmes hängt,
fotografiert, hat den Nachweis erbracht, dass er tatsächlich in
Riga war. Also, schnell noch ein Foto (Abb. 49).
Abb. 47
Abb. 48
Abb. 49