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Informationsblatt 30 Februar 2019
Beiträge und Berichte
Laudatio auf Rainer Hilse (vorgetragen vonW. Bölke)
Auf der Mitgliederversammlung der HSG im Juni 1999 im
Schloss Wendorf haben wir Rainer Hilse zum neuen Vorsitzen-
den unserer Vereinigung gewählt. Wenn wir heute einen neuen
Vorsitzenden wählen, dann hat Rainer Hilse mehr als 19 Jahre
die Geschicke unserer Gesellschaft beeinflusst und gestaltet, so
lange wie kein anderer Vorsitzender vor ihm – Respekt! Allein
dieser Tatbestand rechtfertigt bereits seine Auszeichnung mit
der von unserer Gesellschaft neu ins Leben gerufenen Hein-
rich-Schliemann-Medaille.
Das Ausscheiden von Rainer Hilse aus dem Vorstand nach so
langer Zeit ist für uns ein Anlass, einmal Rückschau zu halten
und uns an das erfolgreiche Wirken unserer HSG während sei-
ner Amtsführung zu erinnern, das er als Vorsitzender wesentlich
mitbestimmt hat. Als langjähriger Wegbegleiter unterziehe ich
mich gerne der Aufgabe, für meinen zuverlässigen Mitstreiter
diese Laudatio zu halten. Aus Zeitgründen möchte ich aus der
Vielzahl der erfolgreichen Aktivitäten seiner langen Amtszeit
nur beispielhaft zwei hervorheben. Ich erinnere daran, dass Rai-
ner Hilse aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der HSG vor
zwei Jahren auf der Mitgliederversammlung in einem ausführ-
lichen historischen Rückblick über deren Mitwirkung an der
Entwicklung des HSM und unserem Vereinsleben gegeben hat.
Rainer Hilse gehörte am 21. 6. 1991 zu den Gründungsmit-
gliedern des „HS-Fördervereins“, der drei Monate später auf
Wunsch der Mitglieder in „HSG Ankershagen e.V.“ umbenannt
worden war. Unsere Vereinigung stellte sich von Beginn ihres
Bestehens an die Aufgabe, den weiteren Aufbau der im Jahre
1980 gegründeten Gedenkstätte für Heinrich Schliemann (auch
damals schon gehörte Rainer Hilse zu den Mitbegründern !),
die im Jahre 1986 den Status eines hauptamtlich geleiteten Mu-
seums erhalten hatte, finanziell und personell zu unterstützen
und zu einer wissenschaftlich wirkenden Einrichtung weiter
zu entwickeln. Diese Zielstellung konnte in den Folgejahren in
großer Einmütigkeit zwischen dem Vorstand der Gesellschaft
und der Leitung des HSM und durch ihr gemeinsames Handeln
erfolgreich realisiert werden.
Rainer Hilse hat als Vorsitzender der HSG diesen Aufbaupro-
zess wesentlich mitgestaltet, dafür möchte ich als damaliger
Leiter des Museums meinem langjährigen Wegbegleiter heute
meinen persönlichen Dank aussprechen. Unsere vertrauensvol-
le Zusammenarbeit über all die Jahre bildete die Voraussetzung
für ein erfolgreiches Zusammenwirken zwischen dem Muse-
umsleiter, dem Vorstand der HSG und dessen Vorsitzenden.
Und das hat sich bei meinem Nachfolger Dr. Witte fortgesetzt.
Die HSG hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als
verlässlicher Partner des HSM erwiesen, zahlreiche Projekte
des Museums wurden finanziell unterstützt. Das umfangreichs-
te Projekt, für das sich Rainer Hilse persönlich stark eingesetzt
hat, war der Wiederaufbau des ehemaligen Stallgebäudes, des
jetzigen Veranstaltungsgebäudes des HSM, im Jahre 2000.
Die HSG stellte dafür die Anschubfinanzierung in Höhe von
112.400 DM zur Verfügung, die notwendig war, um die För-
dermittel des Bundes in Anspruch nehmen zu können. Damit
konnten die Voraussetzungen für zahlreiche Aktivitäten des
Museums für Vorträge, Lesungen und Kinderveranstaltungen
geschaffen werden. Seiner Initiative ist es auch wesentlich zu
verdanken, dass es im Jahre 2005 zum Abschluss eines Vertra-
ges über dessen zukünftige Nutzung als Vortrags- und Veran-
staltungsgebäude durch die HSG gekommen ist.
Und ein zweites bedeutendes Projekt wird für immer mit Rai-
ners Namen verbunden sein: Gemeinsam mit Gerhard Pohlan,
unserem Archivar, hat Rainer Hilse auch einen großen Anteil
am Zustandekommen eines Kooperationsvertrages mit der
Gennadius Library in Athen. Nach unserem Arbeitsbesuch im
Jahre 2001 und Gesprächen mit der Institutsleitung wurden
unserem Museum ein Jahr darauf Filmkopien der 18 Tagebü-
cher und von rund 35.000 Briefen an Schliemann aus dessen
schriftlichem Nachlass für eine elektronische Archivierung zur
Verfügung gestellt, ein großer Vertrauensbeweis! Dies hat in
der Folge die wissenschaftliche Bedeutung unseres Archives
und damit das Ansehen des Museums bedeutend gesteigert.
Es hat wesentlich dazu beigetragen, dass unser Museum im
September 2001 in das „Blaubuch“ der neuen Bundesländer
als „Kultureller Gedächtnisort“ von nationaler Bedeutung und
internationaler Ausstrahlung aufgenommen worden ist – ein
Ritterschlag für das HSM und die HSG hatte einen gehörigen
Anteil daran!
Das waren höchst erfreuliche Begebenheiten für unsere Gesell-
schaft und ihren Vorsitzenden während seiner Amtszeit. Leider
gab es in den vergangenen Jahren auch belastende Ereignisse,
die den energischen Widerstand des Vorstandes und seines Vor-
sitzenden sowie den Schulterschluss mit dem Leiter des Muse-
ums erforderlich gemacht haben. Der Vorsitzende war dabei in
besonderer Weise gefordert, und er hat sich dieser Aufgabe trotz
seiner beruflich großen Belastung als Schuldirektor und Lehrer
ohne Wenn und Aber gestellt!
Das betraf im Jahre 2010 die Untersagung der Landrätin, dass
Dr. Witte als Leiter des Museums öffentlich die Einrichtung
nicht mehr als „Zentrum der Schliemannforschung“ bezeich-
nen dürfe, als auch die noch schwerwiegendere Entscheidung
unseres Landrates, mit dem Ausscheiden von Dr. Witte aus
Rainer Hilse während des Begrüßungsabends