Seite 21
Informationsblatt 30 Februar 2019
Beiträge und Berichte
Laudatio auf Prof. Dr. Armin Jähne
(vorgetragen von R.Witte)
Professor Armin Jähne wurde am 1. Februar 1941 in Wehrsdorf,
einem kleinen Ort in der Oberlausitz, geboren. Er studierte und
promovierte in Moskau und habilitierte sich später in Berlin.
Ich lernte ihn als Student ab 1975 als meinen Bereichsleiter im
Bereich Alte Geschichte der Humboldt-Universität kennen und
schätzen. Innerhalb der Altertumskunde gilt seine besondere
Aufmerksamkeit dem Hellenismus, jener Geschichtsepoche
vom Regierungsantritt Alexander des Großen (336 v. Chr.) bis
zur Einverleibung des letzten hellenistischen Großreiches, dem
ptolemäischen Ägypten, in das Römische Reich (30 v. Chr.).
Wie Armin Jähne zur Schliemannforschung kam, beschreibt er
selbst in seinem Beitrag in der leider unveröffentlicht gebliebe-
nen Festschrift zu Wilfried Bölkes 65. Geburtstag 2003, in dem
er über ein Zusammentreffen zwischen Professor Schindler, ei-
nem bis zu seinem frühen Tod aktiven Schliemannforscher, ihm
und Dr. Bölke Mitte der 1980er Jahre in Berlin berichtet:
„Während Wolfgang Schindler schon lange für Schliemann
‚brannte‘, stellte der Mecklenburger Pfarrerssohn für mich eine
Randerscheinung dar, war mein Verhältnis zu ihm eher ein zu-
rückhaltendes, wenn nicht gestörtes. Zwar hatte Joachim Herr-
manns Schliemann-Vortrag vom Februar 1972 den ersten An-
stoß zum Überdenken meines Schliemann-Bildes gegeben, aber
noch betrachtete ich voreingenommen und recht skeptisch das
Werk und die Leistung des Troia-Ausgräbers. Diese Befangen-
heit resultierte aus der in meiner Moskauer Studentenzeit aus
Wort und Schrift meiner Universitätslehrer und anderer sowjeti-
scher Fachkollegen aufgenommenen negativen Beurteilung der
Person Schliemanns und seiner Grabungspraktiken.
Am Ende der gut zweistündigen Begegnung bzw. Beratung,
die für mich den Einstieg in die Schliemannforschung brachte,
herrschte Einigkeit darüber, dass die Schliemann-Gedenkstätte,
heute nun das Heinrich-Schliemann-Museum in Ankershagen,
nicht einfach nur ein heimat- bzw. regionalgeschichtlicher Erin-
nerungsort sein, sondern nach Möglichkeit den ganzen Schlie-
mann, den europäischen Schliemann, den Mecklenburger, Rus-
sen, Griechen und den amerikanischen Staatsbürger, den Pfar-
rerssohn, erfolgreichen Kaufmann und großen Archäologen
vorstellen sollte.“
Von nun an war Professor Jähne eng mit der Schliemannfor-
schung, dem Heinrich-Schliemann-Museum und der Heinrich-
Schliemann-Gesellschaft verbunden.
1986 schlossen die Humboldt-Universität und die Kapodistrias-
Universität Athen einen bilateralen Arbeitsvertrag ab. Daran
hatte auch Armin Jähne seinen Anteil. Das führte auch dazu,
dass der renommierte Schliemannforscher, der griechische Pro-
fessor Korres, unser Ehrenmitglied, nun regelmäßige Studien-
reisen in die DDR, nach Berlin und Ankershagen machen konn-
te. Es ist heute kaum noch nachvollziehbar, welche Impulse für
die ostdeutsche Schliemannforschung die Präsenz eines grie-
chischen und amerikanischen Professors (Calder III) oder einer
westdeutschen Schlagersängerin (Katja Ebstein), die Ankersha-
gen besuchte, erhielt. Auch dadurch wurde der Grundstein für
ein internationales Forschungszentrum in Ankershagen gelegt.
Professor Korres war m. W. der erste, der Professor Jähne zur
Auszeichnung mit der Schliemann-Medaille vorschlug, dem
der Laudator und viele andere zugleich mit freudigem Herzen
zustimmen konnten.
Das Museum hat in enger Zusammenarbeit mit der Gesellschaft
bisher 11 internationale Kolloquien ausgerichtet. Bei über der
Hälfte davon beteiligte sich auch Armin Jähne als Referent.
Seine Beiträge sind in den „Mitteilungen aus dem HSM“ nach-
zulesen. Ich erinnere an: „Schliemanns Abschied von Ruß-
land“, „‘Denn wir haben nicht nur einen großen Mann vor uns,
sondern den Mann einer großen Epoche.‘ Zu D. N. Jegorow,
Heinrich Schliemann, Petersburg 1923“, „Heinrich Schlie-
manns Schenkungen trojanischer und griechischer Altertümer
nach Rußland. Der Briefwechsel mit A. A. Polovtzoff“, „Auf
Umwegen nach Troia“, „Der Beste sein - Das agonale Prinzip
in Homers ‚Ilias‘ zwischen Spiel und Wirklichkeit“ und „Ar-
chäologie in Russland zu Schliemanns Petersburger Zeit“. Aus
diesen Vortragsthemen zeigt sich der Schwerpunkt in Jähnes
Forschungen über den berühmten Kaufmann und Archäologen:
Heinrich Schliemann und Russland.
Nicht hoch genug einzuschätzen ist Jähnes Übersetzung der er-
sten kritischen Schliemannbiographie vom Russen Jegorow aus
dem Jahre 1923 – neun Jahre vor Emil Ludwigs „Schliemann.
Geschichte eines Goldsuchers“ erschienen. Die Übersetzung
aus dem Russischen ins Deutsche nebst Kommentar wurde
1998 in der Zeitschrift „Das Altertum“ publiziert. Im gleichen
Jahr brachte unser auszuzeichnender Preisträger sein Buch „Ge-
heimsache Troja“ heraus. In diesem Zusammenhang sind seine
– wie er es selber nennt – „Hilfsdienste“ bei der Suche nach
dem „Schatz des Priamos“ zu erwähnen. So gab es u. a. ein per-
sönliches Treffen mit Irina A. Antonova im Puschkin-Museum.
Professor Jähne hielt bei uns, in Neubukow und sogar in Mos-
kau Vorträge über Schliemann oder andere Themen und publi-
zierte auch im „Informationsblatt der HSG“. Dafür einige Bei-
Auszeichnungen mit der Heinrich-Schliemann-Medaille 2018
Professor Jähne (vorn) während des Begrüßungsabends