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Seite 48 Informationsblatt 24 Dezember 2012

Beiträge und Berichte

Ernst Meyer berichtet, dass Schliemann 1859 von Lenz vom

Aufstellen des Grabkreuzes erfahren habe.

11

Er gibt dafür kei-

ne Quelle an, auch in den Kopierbüchern Schliemanns habe

ich dafür keinen Beleg finden können. Für mich ist aber die-

se Aussage glaubhaft, da Meyer ein sehr guter Kenner des

schriftlichen Nachlasses Schliemanns war. Wenn Schliemann

die Nachricht von Lenz während seines Jerusalem-Aufenthal-

tes erhalten hat, so muss das nach Ostern 1859 geschehen sein.

Kurz vor Ostern 1859 war Schliemann in Jerusalem eingetrof-

fen und hatte von dort am 24. 4. 1859 einen ersten Reisebericht

an seinen Vater und die Schwestern geschrieben.

12

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Heinrich Schliemann den

Text der Widmung nicht selber formuliert und in Auftrag gege-

ben hat, dies z. B. auch Lenz überlassen hat. Beweisen lässt es

sich nicht. Entscheidend und außerordentlich bemerkenswert

aber ist, dass sich Schliemann später von dieser Widmung und

seiner Namensnennung distanziert hat und zwar eindeutig!

Was ihn dazu veranlasst hat, wissen wir nicht.

Schliemann selber scheint das Grabkreuz erstmals im August

1879 bei einem Besuch in Ankershagen gesehen zu haben (20

Jahre nach der Aufstellung!). Eine Äußerung von ihm dazu ist

nicht bekannt.

11

E. Meyer, Heinrich Schliemann – Kaufmann und Forscher, Göttingen

1969, 51.

12

E. Meyer (Hrsg.), Briefe von Heinrich Schliemann, Berlin/Leipzig 1936,

106.

Am 8. 7. 1981 drehte die BBC in Ankershagen den Dokumen-

tationsfilm „The Man behind the Mask“. Ich war zugegen. In-

terviewpartner war Prof. W. Calder III (USA), einer der größ-

ten Kritiker Schliemanns. Eine wichtige Szene wurde am Grab

der Mutter auf dem Friedhof gedreht. Calder las die Inschrift

auf dem Grabkreuz vor und bedeutete, dass die Widmung ein

Zeugnis dafür wäre, wie es Schliemann verstanden habe, sich

schon früh selber auf den Sockel zu stellen. Mir erschien diese

Aussage angesichts der großen Ichbezogenheit Schliemanns

glaubhaft zu sein und sie wurde von uns übernommen. Ange-

sichts der neuen Erkenntnisse müssen wir unsere Ansicht (und

Aussage!) relativieren!

Was können wir zusammenfassend schlussfolgern?

Das genaue Datum der Aufstellung des Denkmals (Grabkreuz

und -gitter) auf dem Friedhof in Ankershagen ist nicht be-

kannt, wahrscheinlich erfolgte sie im April/Mai 1859.

Schliemann war bei der Aufstellung des Denkmals in An-

kershagen nicht zugegen, er weilte zu diesem Zeitpunkt im

Ausland.

Ob die Inschrift auf dem Grabkreuz von Schliemann stammt

bzw. von ihm in Auftrag gegeben worden ist, wissen wir nicht,

es ist aber wahrscheinlich. Er hat sich aber später von der Wid-

mung und der Nennung seines Namens deutlich distanziert.

Dr. Wilfried Bölke

Schliemanngemeine Ankershagen

Vergoldete Inschrift auf dem restaurierten Grabkreuz (Foto W. Bölke)