Seite 50 Informationsblatt 24 Dezember 2012
Beiträge und Berichte
Das war wohl der größte Streich, den Heinrich im August 2011
in seiner 116-jährigen Geschichte am Schweriner Pfaffenteich
über sich ergehen lassen musste. Leider keiner, über den man
hätte schmunzeln können. Zugegeben: wir Schweriner sind
mit dem Troia-Entdecker nie zimperlich umgegangen. Die
Gymnasiasten des altehrwürdigen Fridericianums verbanden
ihm zu den Prüfungen schon einmal die Augen, damit er das
Elend nicht mit anschauen musste. Ob es sich dabei insbe-
sondere um die altsprachlichen Reifeprüfungen handelte, bei
denen den Abiturienten ein gewisses Schamgefühl gegenüber
dem Sprachgenie Schliemann überkam, ist nicht überliefert.
Ihn jedoch zu zersägen, um ihn beim Schrotthändler gegen ein
paar Messing-/Nickellinge – auch Euro genannt – einzutau-
schen, hat sicherlich selbst seine schärfsten Kritiker innerhalb
der Schliemanngemeinde empört (Abb. 1).
Es ist umso erfreulicher, dass innerhalb einer recht kurzen Zeit
nun wieder ein originalgetreuer Nachguss, diesmal angeblich
diebstahlsicher, am Pfaffenteich steht.
Der Prignitzer Bildhauer Bernd Streiter, dem wir Schweriner
auch unsere allseits beliebte Blumenfrau Bertha zu verdanken
haben, hat die Büste mit Hilfe einer Gipskopie, die im Berliner
Museum für Vor- und Frühgeschichte lagerte, angefertigt. Bei
der Kontaktvermittlung war Reinhard Witte behilflich gewe-
sen.
Am 9. 5. 2012 war es dann so weit. Die Schweriner Oberbür-
germeisterin, Frau Gramkow, hatte zur offiziellen „Wiederein-
weihung“ geladen. Es kamen eine Handvoll Gäste, darunter
auch eine kleine Abordnung der Schliemann-Gesellschaft be-
stehend aus Dr. Wilfried Bölke, Dr. Reinhard Witte und Ro-
land Masche.
Die beiden Direktoren der Sparkasse Mecklenburg-Schwe-
rin; das Institut hatte die Kosten der Wiederbeschaffung von
14.000 Euro zu 100 % übernommen, enthüllten die Büste.
Schüler des Fridericianums trugen Texte aus der „Ilias“ in Alt-
griechisch vor (Abb. 2 u. 3).
Ob dies als kleine Entschädigung bei Heinrich angekommen
ist, vermag der Autor nicht zu sagen. Noch schaut der Begrün-
der der modernen (Spaten-)Archäologie auf das verwaiste und
mit deutlichen Gebrauchsspuren versehende Fridericianum.
Aber es gibt gute Botschaft, eine private Hochschule möchte
in das Gebäude einziehen.
Wir sollten Heinrich zu den Semesterferien im Auge behalten.
Roland Masche,
Schwerin
Schwerin hat seinen Schliemann wieder
Enthüllung der Büste am 9. 5. 2012
Dr. Witte und Dr. Bölke (hinter der „Kamera“ R. Masche)
Der verwaiste Sockel (Aufnahme von R. Witte am 4. 9. 2011)