Seite 36 Informationsblatt 24 Dezember 2012
Beiträge und Berichte
siedlung nachgewiesen sind, sowie eine Vielzahl von Hügel-
gräbern. In diesem Gebiet befand sich Anfang des 18. Jahrhun-
derts auch eine Glashütte. Das umgebende Areal einschließlich
des sog. Seeholzes muss noch zu Schmettaus
1
Zeiten kahl
gewesen sein, ein Ergebnis des großen Holzverbrauchs zur
Aschegewinnung und Befeuerung der Glasproduktion. Heute
erstreckt sich hier ein gemischter Wald mit dichtem Unterholz.
Unter ortskundiger Führung schlug sich unsere Gruppe auf ei-
nem kaum noch kenntlichen Weg durch das Gehölz, belohnt
durch die Entdeckung eines Hügelgräberfeldes und der Reste
eines weiteren versteckten Wald-Kunstwerkes. Höhepunkt war
die Besichtigung zweier ausgegrabener und ausgeschilderter
Großsteingräber. Der Weg führte uns weiter in Richtung der
Siedlung Bornhof mit Blick auf den Bornsee, dem ursprüng-
lichen Quellsee der Havel, bis zur Försterei Ulrichshof. Un-
ser Gesellschaftsmitglied und Förstersohn, Herr Roland Ma-
sche, bereicherte die allgemeinen Erläuterungen durch viele
Detailkenntnisse und mit Erinnerungen an seine Kindheit, die
er hier verbracht hatte. Vorbei an den Fundamenten des Eis-
kellers der Fischerei führte der Weg zur Havelquelle, an der
unsere Schatzmeisterin und Betreiberin des Museumscafés,
Frau Sybille Galka, Kaffee und wohlschmeckende Bockwürste
mit Schrippe, pardon: Brötchen, zur Verpflegung der Wander-
teilnehmer bereithielt. Die gegenläufig wandernden Gruppen
hatten sich leider um einige Minuten verfehlt, was andererseits
den Vorteil hatte, dass das Gedränge an den Futtertrögen besser
zu bewältigen war.
Die Havelquelle wurde vor einigen Jahren neu bzw. überhaupt
erst gestaltet: Anstelle des einstigen trüben Rinnsals wurde eine
Schale, aus einem Findling gearbeitet, in den Boden eingelas-
sen, aus dessen Mitte nun die „Quelle“ munter sprudelt. Ein
einfacher physikalischer Kunstgriff mit großer touristischer
Wirkung! Der Mühlensee mit der ehemaligen Schulbadestelle
findet bei den Touristen kaum noch Beachtung. An der Havel-
quelle ist auch die Markierung der Wasserscheide zwischen
Nord- und Ostsee angebracht. Der Mühlensee ist wohl der
einzige oder einer der wenigen Seen, deren Wasser sowohl in
die Nordsee (Havel) als auch die Ostsee (Mühlenbach) fließt.
Unser Weg führt weiter vorbei an den Fundamenten der Mül-
lerscheune mit Rastplatz und Blick auf den Ort der alten Was-
sermühle und den inzwischen trocken gefallenen Mühlenteich.
Der Weg kreuzt hier die inzwischen ausgeschilderte Alte Salz-
straße. Weiter geht es, zeitweilig parallel zum Mühlengraben,
bis zum Schloss Ankershagen aus dem 16. Jahrhundert, neben
dem sich ein wendischer Burgplatz, Reste alter Wallanlagen,
Befestigungsmauern und das Turmfundament einer Bastion
aus dem 14./15. Jh. befinden.
Entlang der Dorfstraße sahen wir auf einem Privatgrundstück
ein stark überwachsenes, kaum noch zu erkennendes Hügel-
grab (Schliemanns Überlieferung nach der eigentliche Platz der
„Goldenen Wiege“; vielleicht handelt es sich aber auch um die
von Schlie beschriebenen Überreste des Wickenwerders, der
ersten Befestigungsanlage in Ankershagen). Weiter geht es vor-
1
Anm. der Redaktion: Friedrich Wilhelm Karl Graf von Schmettau war
preußischer Offizier und Kartograph. Er erstellte zwischen 1767 und 1787
ein großes Kartenwerk.
bei an der „Schnitterkaserne“ (frühere Unterkunft der Saisonar-
beiter), dem neu herausgeputzten Restaurant „Silberschälchen“
und unterhalb der Kirche an der alten Küsterschule (18. Jh.).
Der Endpunkt der Wanderung war die Kirche von Ankersha-
gen aus dem 13. Jahrhundert mit sehr alten und interessanten
Wandmalereien und dem von „Henry Schliemann“ 1858 aufge-
stellten Grabkreuz für seine Mutter.
Alle Teilnehmer der Wanderung waren angetan von den Se-
henswürdigkeiten wie auch von den Hinweisen zu Schliemanns
Erinnerungen. Die entsprechenden Textstellen aus Schlie-
manns autobiografischen Schriften wurden durch Dr. Witte zu-
sammengestellt und sind neben einer Wanderwegbeschreibung
(Flyer) für den interessierten Wanderer im Museum erhältlich,
desgleichen ein Pin mit dem Konterfei Heinrich Schliemanns,
das allerdings ein wenig blass wirkt.
In Zukunft ist es wichtig, dass die Wanderwegkarte und –be-
schreibung sowie die Schliemann-Zitate über die Internetprä-
senz des Museums zugänglich gemacht werden.
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Es wäre au-
ßerdemwünschenswert, wenn im Zusammenhang mit demwei-
teren Ausbau des Wanderweges „Schliemann in Ankershagen“-
bezogene Hinweistafeln aufgestellt werden.
Marlies Voppmann,
Schliemanngemeinde Ankershagen
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Anm. der Redaktion: Der Museumsleiter wird sich darum kümmern.