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Informationsblatt 23 Dezember 2011
Berichte und Beiträge
bar von Dr. Wilfried Bölke, der durch den „Traum von Troja“
zum Schliemannforscher wurde.
Ganz überraschend kommt auch Stoll selbst zu Wort, mit seiner
markanten Stimme, die Frau Lötsch im Archiv fand und aus
einem Interview von 1968 entnommen hat.
Auch die Ortsbürgermeisterin mit dem Heimatverein Thyrow
und der Stadt Trebbin hatten mich rechtzeitig um Unterstützung
für eine geplante Veranstaltung in Stolls letztem Wohnort
Thyrow gebeten. Um das Gedenken an den runden Geburtstag
am 8. Dezember 2010 nicht der Konkurrenz vorweihnachtli-
cher Angebote auszusetzen, wurde der 20. Januar 2011 gewählt
(Abb. 1-3). Eva-Maria und Ulrich Radoy hatten Kostproben
aus Stolls literarischem Werk vorbereitet. Jürgen Israel las
erstmalig aus seinem Manuskript der Stoll-Biografie. Mit dem
Programm „H. A. Stoll, ein mecklenburgischer Schriftsteller
in der Mark“ suchten die Vortragenden bewusst eine thema-
tische Ergänzung zur vorangegangenen Lesung in der Kirche.
Doch nur wenige Kurzgeschichten Stolls weisen auf mär-
kische Begebenheiten. In dem lebendig beschriebenen, fast
zeitlos wirkenden Bericht über einen dringend notwendigen
Arbeitseinsatz auf dem Thyrower Friedhof fand sich manch
Anwesender wieder, der vor vielen Jahren dabei war.
Stoll war kein geselliger Mensch, die Begegnung mit dem
Einzelnen war ihm mehr wert, als eine in fröhlicher Runde ver-
plauderte Nacht. Seine einfühlsam beschriebenen Erinnerungen
an einen Besuch bei Hermann Hesse gewährt Einblick in be-
hutsames Nachdenken und den Wunsch, dem verehrten Dichter
persönlich zu begegnen. Als ihm das mit Hilfe eines Zufalls
gelingt und sich aus dieser gemeinsamen Stunde ein sporadi-
scher, aber getreuer Brief- und Buchwechsel ergibt, erfährt der
Veranstaltungsbesucher, wie wichtig Stoll dieser Kontakt war.
Von einer Begegnung ganz anderer Art hörten die Stoll-Freunde
an diesem Abend in der von Eva-Maria und Ulrich Radoy sze-
nisch vorgetragenen Beschreibung eines seiner schönsten und
ehrenvollsten Erlebnisse, einer Privataudienz bei Papst Paul
VI. im Jahr 1966.
Auch das war eine gelungene Gedenkstunde, nach der eini-
ge Besucher noch von ihren persönlichen Begegnungen und
Erlebnissen mit Stoll berichteten.
Unter ganz anderer Thematik gedachte Jürgen Israel in der
evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ dem Schaffen
des Schriftstellers und widmete seinen Artikel dem Roman
„Die Höhle am Toten Meer“. Stoll berichtet darin nicht nur
vom Auffinden der Schriftrollen im Westjordanland, son-
dern hat auch die Auseinandersetzung um ihre Deutung in die
Darstellung einbezogen.
Abschließend zum Stoll-Jubiläum hielt im Februar 2011 Jürgen
Israel in Sachsen vor dem Hoyerswerdaer Kunstverein einen
Vortag zum Lebenswerk, dem er keinen besseren Titel geben
konnte, als „Der Traum von Troja“.
Burkhard Unterdörfer,
Thyrow (Haus Ithaka)
Jürgen Israel auf der Veranstaltung am 20. Januar 2011
Die Schauspieler Eva-Maria und Ulrich Radoy auf der gleichen Veranstaltung
Anregende Diskussionen (auf dem Foto stehend Burkhard Unterdörfer)