Background Image
Previous Page  47 / 72 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 47 / 72 Next Page
Page Background

Seite 47

Informationsblatt 23 Dezember 2011

Berichte und Beiträge

bar von Dr. Wilfried Bölke, der durch den „Traum von Troja“

zum Schliemannforscher wurde.

Ganz überraschend kommt auch Stoll selbst zu Wort, mit seiner

markanten Stimme, die Frau Lötsch im Archiv fand und aus

einem Interview von 1968 entnommen hat.

Auch die Ortsbürgermeisterin mit dem Heimatverein Thyrow

und der Stadt Trebbin hatten mich rechtzeitig um Unterstützung

für eine geplante Veranstaltung in Stolls letztem Wohnort

Thyrow gebeten. Um das Gedenken an den runden Geburtstag

am 8. Dezember 2010 nicht der Konkurrenz vorweihnachtli-

cher Angebote auszusetzen, wurde der 20. Januar 2011 gewählt

(Abb. 1-3). Eva-Maria und Ulrich Radoy hatten Kostproben

aus Stolls literarischem Werk vorbereitet. Jürgen Israel las

erstmalig aus seinem Manuskript der Stoll-Biografie. Mit dem

Programm „H. A. Stoll, ein mecklenburgischer Schriftsteller

in der Mark“ suchten die Vortragenden bewusst eine thema-

tische Ergänzung zur vorangegangenen Lesung in der Kirche.

Doch nur wenige Kurzgeschichten Stolls weisen auf mär-

kische Begebenheiten. In dem lebendig beschriebenen, fast

zeitlos wirkenden Bericht über einen dringend notwendigen

Arbeitseinsatz auf dem Thyrower Friedhof fand sich manch

Anwesender wieder, der vor vielen Jahren dabei war.

Stoll war kein geselliger Mensch, die Begegnung mit dem

Einzelnen war ihm mehr wert, als eine in fröhlicher Runde ver-

plauderte Nacht. Seine einfühlsam beschriebenen Erinnerungen

an einen Besuch bei Hermann Hesse gewährt Einblick in be-

hutsames Nachdenken und den Wunsch, dem verehrten Dichter

persönlich zu begegnen. Als ihm das mit Hilfe eines Zufalls

gelingt und sich aus dieser gemeinsamen Stunde ein sporadi-

scher, aber getreuer Brief- und Buchwechsel ergibt, erfährt der

Veranstaltungsbesucher, wie wichtig Stoll dieser Kontakt war.

Von einer Begegnung ganz anderer Art hörten die Stoll-Freunde

an diesem Abend in der von Eva-Maria und Ulrich Radoy sze-

nisch vorgetragenen Beschreibung eines seiner schönsten und

ehrenvollsten Erlebnisse, einer Privataudienz bei Papst Paul

VI. im Jahr 1966.

Auch das war eine gelungene Gedenkstunde, nach der eini-

ge Besucher noch von ihren persönlichen Begegnungen und

Erlebnissen mit Stoll berichteten.

Unter ganz anderer Thematik gedachte Jürgen Israel in der

evangelischen Wochenzeitung „Die Kirche“ dem Schaffen

des Schriftstellers und widmete seinen Artikel dem Roman

„Die Höhle am Toten Meer“. Stoll berichtet darin nicht nur

vom Auffinden der Schriftrollen im Westjordanland, son-

dern hat auch die Auseinandersetzung um ihre Deutung in die

Darstellung einbezogen.

Abschließend zum Stoll-Jubiläum hielt im Februar 2011 Jürgen

Israel in Sachsen vor dem Hoyerswerdaer Kunstverein einen

Vortag zum Lebenswerk, dem er keinen besseren Titel geben

konnte, als „Der Traum von Troja“.

Burkhard Unterdörfer,

Thyrow (Haus Ithaka)

Jürgen Israel auf der Veranstaltung am 20. Januar 2011

Die Schauspieler Eva-Maria und Ulrich Radoy auf der gleichen Veranstaltung

Anregende Diskussionen (auf dem Foto stehend Burkhard Unterdörfer)