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teilnehmen

8

, der schon an den Ausgrabungen der Schachtgräber von Mykenai be-

teiligt gewesen war

9

.

Die Ausgrabungen 1884 begannen am 17. März und konzentrierten sich, wie auch

die Kampagne 1885, imWesentlichen auf die sogenannte „Oberburg“, den höchst-

gelegenen Teil des Felsrückens von Tiryns mit einer Abfolge der wichtigsten Ge-

bäude des Ortes, wie sich noch bei den jüngsten Ausgrabungen unter Klaus Kilian

und Joseph Maran zeigte

10

.

Aus den publizierten Briefen Schliemanns lassen sich schon für die erste Kampa-

gne wichtige Einflüsse Dörpfelds aufzeigen. Dies betrifft zunächst ein Gebäude,

dessen Zweiphasigkeit laut einem Brief an Virchow vom 12. April 1884 von Dör-

pfeld erkannt worden war. Aus dem Gebäude soll eine große Anzahl von Psi- und

Rinderfigurinen, Obsidianklingen, Keramik ähnlich der aus den Schachtgräbern

von Mykenai sowie nach Schliemann erheblich jüngere Keramik mit geometri-

schen Mustern, Pferde- und Menschendarstellungen, letztere mit Vogelgesichtern,

stammen. „Älteste archaische“ Keramik will Schliemann nicht gefunden haben,

lediglich ein dorisches Kapitell, einen Palmettenfries aus Glasmasse sowie Reste

von Wandfresken

11

. Dieser Befund ist unschwer als das „große Megaron“ mit dem

Kyanosfries zu identifizieren, in dessen Ruine in der mykenischen Nachpalastzeit

der „Antenbau“ gesetzt wurde (Abb.)

12

. Durch Schliemanns Beschreibung ist der

Fund mykenischer Figurinen aus dem „großen Megaron“ oder seinem Nachfol-

ger dementsprechend gesichert

13

, und da er in seinem Kapitel zu „Vasenmalereien

mit geometrischen Mustern“ auch mykenische Keramik abbildet

14

, kann dies als

Nachweis mykenischer Keramik aus dem Antenbau gewertet werden

15

.

Schon vorher, am 9. April, hatte sich Dörpfeld in einem Schreiben an Friedrich

Adler über den Befund und Erhaltungszustand der Gebäude der Oberburg positiv

überrascht gezeigt. Auch der Einsatz einer „bogenförmigen Säge“ für die steiner-

nen Pfeiler wurde von Dörpfeld erkannt und in diesem Brief erwähnt

16

.

8

Herrmann/Maaß 1990, S. 397, 591; Meyer 1958, S. 183f.

9

Meyer 1969, S. 292, 295.

10

Schliemann 1886, S. 7 und Grabungsplan Tafel I/Plan Nr. 125; Kilian 1987a; Kilian 1987b; Kilian

1988b; Maran 2000a; Maran 2000b; Maran 2001.

11

Herrmann/Maaß 1990, S. 400f.; Meyer 1958, S. 187. Zu den Psi-Figurinen vergleiche Schliemann

in: Schliemann 1886, S. 52.

12

Dörpfeld in: Schliemann 1886, S. 259f., 323–333; Maran 2000a; zur Deutung auch Mühlenbruch

2001, S. 48.

13

Siehe Schliemann 1886, Tafel XXIVa.

14

Schliemann 1886, 101–116, etwa Tafel XV, XVIIb.

15

Zur „Verwechslung“ von mykenischer und geometrischer Keramik siehe French 2002, S. 137f.

16

Meyer 1969, S. 344.