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der auf Seite 52 zu enden schien, endet wirklich oben auf Seite 55 (Abb. 2).
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Wa-
rum hat dann Schliemann seinen fiktiven Bericht über das Feuer nicht in der rich-
tigen Stelle nach dem Eintrag von 2. Mai hineingesteckt
?
Das ist nicht schwer zu
sehen. Der Eintrag vom 2. Mai endet mitten auf der Seite, wo der Eintrag vom 14.
Mai unmittelbar folgt. So musste es leichter erschienen sein, den Bericht über das
Feuer nach dem Eintrag des 19. Mai hineinzustecken. Außerdem, wer in Europa
kannte das Datum eines Feuers am anderen Ende der Welt? Um sein Hineinste-
cken zu verdecken, hat Schliemann dann all die Seitenzahlen hinzugefügt.
Wie überzeugen wir uns, dass jemand lügt? In zwei Hauptpunkten, so glaube ich:
erstens, wenn sein Bericht eine wichtige Einzelheit enthält, von der wir wissen,
dass sie unwahr ist –zum Beispiel das Datum; zweitens, wenn er mehrere wider-
sprüchliche Versionen seines Berichts gibt. Natürlich kann man Fehler auch unbe-
absichtigt machen. Widersprüchlichkeiten zeigen nicht immer, dass jemand lügt.
Aber wenn wir wissen, dass diese Person vielmals lügt, dann haben wir weniger
Lust, ihr zu glauben. Das scheint mir nur gesunder Menschenverstand zu sein. Auf
diese Weise tätigen die meisten Leute auch ihre Geschäfte.
Kommen wir jetzt zur Entdeckung des sog. Schatzes des Priamos. Es ist seit lan-
gem ganz sicher, dass Sophia
nicht in Troia, sondern in Athen war, als der Schatz
entdeckt wurde. Das hat Schliemann selbst in einem Brief an C. T Newton, dem
Direktor der Griechischen und Römischen Antiquitäten des British Museum, ein-
gestanden.
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Die Behauptung, dass sie ihm den Schatz aus dem Graben hinauszu-
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„Si hago el viaje por la China y las Indias, en tal caso visitaré tambien Jerusalem, no por preocupa-
ciones religiosas sino para satisfacer mi curiosidad.“ („Wenn ich über China und Indien fahre, dann
werde ich auch Jerusalem besuchen, nicht religiöser Neigung wegen, sondern um meine Neugier
zu befriedigen.“). Vgl. Weber 1942, S. 63 (Weber zeigt aber fälschlicherweise, dass dieser Satz sich
am unteren Ende der Seite 52 befindet).
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Traill 1986, S. 110; für ein Foto dieses Briefes, siehe Fitton 1991, S. 23.
Abb. 2 – Schliemanns Amerikatagebuch von 1851, S. 54 (teilweise) und S. 55 oben




