Seite 2 Informationsblatt 31 Februar 2020
Geleitwort
Liebe Mitglieder
der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft e. V.,
das Jahr 2019 hatte sehr viele Höhepunkte für unsere Gesell-
schaft und für das Heinrich-Schliemann-Museum. Wo soll ich
beginnen?
Im Mai wurde im Gelände des Museums ein neues „Trojani-
sches Pferd“ errichtet, dass dem alten sehr ähnlich sieht. Das
war auch der Wunsch der Museumsmitarbeiterinnen und der
Gesellschaftsmitglieder. Nun hatte die Schliemanngemeinde
Ankershagen ihr „Wahrzeichen“ und die kleinen (manchmal
auch die großen) Museumsbesucher ihr Spielgerät wieder.
Keinen Monat später fand dann das Highlight im Museumsle-
ben statt: Die neue Dauerausstellung wurde eröffnet! Ohne die
große Unterstützung von Mitgliedern der Heinrich-Schliemann-
Gesellschaft wäre es dazu nicht gekommen. Über ihr Entstehen
lesen Sie in den Rechenschaftsberichten der Museumsleiterin
und des Vorsitzenden der HSG in diesem Informationsblatt. Wie
erwartet haben sich mit der neuen, modernen und z. T. digita-
len Dauerausstellung die Besucherzahlen sprunghaft erhöht. In
nur sieben Monaten wurden bis zum 31. Dezember 2019 11.503
Besucherinnen und Besucher gezählt, mehr als in den gesam-
ten Jahren seit 2012 (s. Besucherstatistik). Wir sind nicht bange,
dass dieser Trend zumindest bis zum Schliemannjahr 2022 an-
halten wird.
Höhepunkte im Gesellschaftsleben gab es zumindest drei: Die
Studienreise nach Polen und ins Baltikum (Litauen und Lett-
land) Ende Juli und Anfang August, unser jährliches Treffen in
Ankershagen im September sowie die Fahrt von einigen enga-
gierten Mitgliedern nach Brüssel.
Es macht immer wieder viel Freude, mit Mitgliedern der Gesell-
schaft auf Reisen zu gehen und dabei auf den Spuren Heinrich
Schliemanns zu wandeln, wenn es dieses Mal auch nur an einem
Ort – Klaipeda/Memel – der Fall war. Über diese Reise berichtet
sehr persönlich und sehr ausführlich Monika Papin in diesem
Heft. Dafür möchte ich ihr sehr herzlich danken. Immer wieder
bitten wir Sie, liebe Mitglieder, unser Informationsblatt mit ih-
ren Eindrücken über Ereignisse in unserem Gesellschaftsleben
zu bereichern. Leider lässt die Resonanz darauf noch zu wün-
schen übrig. Es wäre schön, wenn sich das in Zukunft ändern
könnte. Ich denke dabei daran, im Informationsblatt eine Rubrik
zu schaffen, in der Mitglieder ihre Wünsche, Ideen und auch
Kritiken äußern. Das nennt sich in Zeitungen und Zeitschriften
„Leserbriefe“. Sie sollen helfen, das Innenleben der HSG und ihr
Publikationsorgan zu verbessern.
Da wir gerade beim Reisen waren, gleich noch ein Wort dazu.
Am 6. Oktober 2019 hielt Prof. Dr. Rüstem Aslan (Universi-
tät Çanakkale, Türkei) im Vortragsraum des Museums den
25. Sonntagsvortrag (neue Reihe) zum Thema „Heinrich Schlie-
mann im Hinblick auf osmanische Quellen“. In Vor- und Nach-
gesprächen entstand die spontane Idee, bereits im Jahr 2020 in
den Nordwesten der Türkei zu fahren und damit unseren ge-
wohnten „Zwei-Jahres-Rhythmus“ zu unterbrechen.
Bitte be-
achten Sie deshalb besonders die Hinweise bzw. den Ablauf-
plan für die Reise in die Troas in diesem Informationsblatt,
und füllen Sie umgehend den Reiseantrag (er ist lose beige-
fügt) aus. Herzlichen Dank!
Die Jahrestagung der HSG inklusive der Mitgliederversammlung
hat allen Teilnehmern m. W. wieder sehr gut gefallen. Wir lernten
dabei ja nicht nur die neue Dauerausstellung unseres Museums,
sondern auch das neue Johann-Heinrich-Voß-Literaturhaus in
Penzlin kennen, zu dem auch die HSG einen engen Kontakt hat.
Werden doch beide Namensgeber mittlerweile als „die zwei Grie-
chen aus Mecklenburg“ bezeichnet, wobei – das sei hier süffisant
und nicht despektierlich bemerkt – Heinrich Schliemann diesen
„Titel“ mehr für sich in Anspruch nehmen kann.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, wegen zu geringer Reso-
nanz der Mitglieder, wurde die Reise nach Brüssel ein groß-
artiger Erfolg. Insgesamt machte sich eine Delegation von 14
Reiseteilnehmerinnen und -teilnehmern auf den Weg (der von
der Deutschen Bahn mit ein paar Hindernissen gespickt wurde),
die dann in Brüssel von weiteren drei Mitgliedern der HSG ver-
stärkt worden ist. Für die Gelegenheit, uns in Brüssel zu prä-
sentieren, bedanken wir uns sehr herzlich bei Frau Dr. Sylvia
Völzer und bei Herrn Dr. Reinhard Boest vom Informationsbü-
ro Mecklenburg-Vorpommern bei der EU. Einen kurzen Bericht
über die Reise in die belgische Hauptstadt finden Sie auch in
diesem Blatt.
Worauf wäre hier am Anfang noch hinzuweisen? Vielleicht
auf die drei Beiträge unseres langjährigen Vorsitzenden Rainer
Hilse über Gesichtsurnen, die Venus von Willendorf und über
Wachträume von Johann Heinrich Voß und Heinrich Schlie-
mann.
Schauen Sie auch auf die Themen unserer Sonntagsvorträ-
ge (neue Reihe). Am 3. Mai 2020 wird es insgesamt den 200.
Sonntagsvortrag (seit Mai 2003) geben. Damit haben wir in der
„Schliemann-Region“ eine Traditionsveranstaltung etabliert,
die seinesgleichen sucht.
Leider müssen wir im Jahr 2019 den Tod von zwei sehr enga-
gierten Schliemannforschern und Mitgliedern unserer Gesell-
schaft beklagen: Professor Edmund Bloedow und Dr. Klaus
Goldmann. Ausführliche Nachrufe finden Sie gegen Ende des
Blattes.
Ich wünsche Ihnen nun eine interessante Lektüre. Und bitte:
Denken Sie daran, den Vorstand mit ihren Ideen, Wünschen und
Kritiken zu unterstützen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Geleitwort des Vorsitzenden der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft e. V.,
Herrn Dr. ReinhardWitte
n-Gesells t e. V.
emeinde Ankershagen
emann-gesellschaft.deion für geplantes Kolloquium in Brüssel im Herbst 2019
emann (1822-1890) – Vo Mecklenburg nach Europa
und in die Welt
rn wir den 200. Geburtstag des wohl bekanntesten Mecklenburgers und ei es der
gen der Welt: Heinrich Schliemann. Ihm wurde zu Lebzeiten große Ehrungen
endoktorwürde der Universität Oxford u d die Ehrenbürgerschaft der Stadt B rlin.
für ihn seit 1980 ein Museum (HSM), das sich zum Zentrum der i ternationalen
ntwickelte. Hi r ist auch der Sitz der international n H inrich-Schliemann-
t knapp 200 Mitglied r aus 11 Ländern.
urde 1822 in Neubukow geboren, wuchs von 1823 bis 1832 in Ankershagen und
Kalkhorst auf. Von 1833 bis 1836 besuchte er die Schule in Neustrelitz und
1841 eine Kaufmannslehre in Fürstenberg. Mecklenburg verließ er von Rostock aus
Glück in (Süd-) Amerika. Durch einen Schiffbruch vor der holländischen Küste
sterdam, wo er sich als Kaufmannsgehilfe profunde Kenntnisse im (Indigo-)
ier schon die wichtigsten europäischen Sprachen erlernte, darunter auch Russisch.
ektakulären Kaufmannskarriere in Russland zwischen 1846 bis 1864. 1847 wurde
Untertan russischer Staatsbürger, heiratete später eine Russin, mit der er drei Kinder
nzufriedenheit mit seinem Leben und einer Ehemisere, aber auch von Reiselust und
aften liquidiert Schliemann seine Kaufmannsgeschäfte in St. Petersburg und
64 auf eine Weltreise, lässt sich 1866 in Paris nieder und studiert ein wenig an der
immt er auf der Suche nach dem homerischen Troja eine Reise durch Griechenland
isches Reich). Im Jahre 1869 wird der russische Staatsbürger amerikanischer
rt mit seinem zweiten Buch
Ithaque, le Péloponnèse, Troie. Recherches
Rostocker Universität, lässt sich in Indianapolis von seiner russischen Frau
ate später in Athen eine Griechin zu heiraten, mit der er zwei Kinder haben wird.
tz ist fortan die griechische Hauptstadt. Schliemanns archäologische Laufbahn
e Person und seine Methoden auch teilweise umstritten, so lässt sich an s inen
feln: Auf dem Hügel Hisarlık gräbt er einen bis dahin unbekannten großen
ngshügel a s und glaubt, in dessen zweit r Schic t mit dem „Schatz des Priamos“
ntdeckt zu haben. Ist diese Vermu ung auch falsch (Troja VIh bzw. Troja VIIa
ge), so hat Schliemann doch an d r richtige Stelle gesucht. In Mykene wird er der
chen Kultur und in Tiryns find t er die Überreste des Palastes und erste Fragmente
chliemanns Tod ereilt ihn am 26. Dezember 1890 in Neapel
sollte dazu dienen, Eckpunkte im Leben Schliemanns zu veranschaulichen und vor
urgische Herkunft des großen Europäers und Kosmopoliten hinzuweisen.
Dr. Reinhard Witte
Vorsitzender der HSG
Leiter des HSM von 2003-2017