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Informationsblatt 30 Februar 2019
Beiträge und Berichte
Dank Gert Jan van Wijngaarden (The Amsterdam Troy Project)
und Rüstem Aslan konnte ich im Sommer 2018 in Troja nach
Spuren von Heinrich Schliemann und anderen Archäologen, die
dort gearbeitet haben, suchen. Nun ist Heinrich Schliemann in
Troja überall vorhanden, aber die meisten seiner Brunnen und
Gräben wurden im Laufe der Zeit von ihm oder seinen Nachfol-
gern weiter ausgegraben, oder sie sind durch Erosion verloren
gegangen. Daher ist es oft schwierig vor Ort zu sehen, was er in
seinen Büchern beschreibt.
Wer von der Spitze von Hissarlik in Richtung Çanakkale schaut,
sieht gleich eine große, fruchtbare Ebene. Diese war ursprüng-
lich eine flache Bucht, in der viele Muscheln lebten. Im Laufe
der Zeit hat sich diese durch die Sedimente verändert, die von
den hereinfließenden Flüssen herangebracht wurden. Nun be-
steht diese Ebene aus Ton, der mit Muscheln gemischt ist. Die
Bewohner von Hissarlik bauten ihre Häuser zum größten Teil
mit sonnengetrockneten Lehmblöcken. Den Ton für diese Zie-
gelsteine holten sie aus der Ebene. Diese Art von Steinen ist ein
gutes Baumaterial, das auch jetzt noch an mehreren Stellen auf
der Erde verwendet wird. Diese Ziegelsteine haben jedoch einen
Nachteil. Sie lösen sich im Regen langsam auf. Die aufgelös-
ten Überreste dieser Steine sorgten dafür, dass der Hügel immer
höher wurde. Dadurch findet man in allen Schichten von Troja
Muscheln. Selbst jetzt muss der Besucher von Troja nicht lange
suchen, bevor er einige von ihnen sieht. Da die Muscheln aus
dem Ton größtenteils eine essbare Art sind, ist es bei einzelnen
Muscheln schwer zu bestimmen, ob sie über die Steine oder als
Nahrung auf diesen Hügel gekommen sind.
Bei seinem Versuch zu beweisen, dass Troja II zu alt für ein „ho-
merisches Troja“ ist, wovon jedoch Schliemann ausging, nahm
Frank Calvert in einemArtikel im
Levante Herald
vom 4. Febru-
ar 1873 an, dass alle Muscheln Essensreste waren.
Die Gesamtheit dieser Ansammlung ist mehr oder weniger mit
Muscheln wie den Kjokkenmoddings oder den Muschelhügel von
Dänemark durchsetzt.
1
Nun war Frank Calvert nie in Dänemark, und er kannte die Kjok-
kenmoddings nicht aus eigener Erfahrung. Er stützte sich auf
eine Beschreibung aus John Lubbocks
Prehistoric Times
. Lub-
bock schreibt:
Die Muscheln und Knochen, die nicht für Nahrung zur Verfügung
standen, sammelten sich allmählich um die Zelte und Hütten an,
bis sie Ablagerungen im allgemeinen zwischen 3 und 5 Fuß, aber
manchmal bis zu 10 Fuß, und in manchen Fällen mehr als 300
Meter Länge bildeten und einer Breite von 100 bis 200 Fuß.
2
1 Arentzen, Wout 2001, Frank Calvert, Henry Austen Layard and Heinrich
Schliemann. Anatolian Studies 51. 183.
2 Lubbock, John 1865, Prehistoric Times. London. 173.
Einige Bemerkungen über Troja und Hanai Tepe
Ebene von Troja