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Seite 55

Informationsblatt 24 Dezember 2012

Mitteilungen der Gesellschaft

Unser hochgeschätztes Ehrenmitglied Dr. Gustav Mahr ist am 1. Februar 2012 vor Erreichen

seines 90. Geburtstages aus dem Leben geschieden. Er verstarb nach längerer Krankheit in

einem Seniorenwohnheim in Berlin.

Mich verband mit Gustav Mahr eine freundschaftliche Beziehung, die im Jahre 1984 begon-

nen hatte. Zu dieser Zeit war er als Oberkustos und Archivar am Museum für Vor- und Früh-

geschichte in Berlin (West) tätig, und ich war ehrenamtlicher Leiter der gerade vier Jahre

alten und noch imAufbau befindlichen Schliemann-Gedenkstätte Ankershagen. Meine Bitte

um Mithilfe bei der Beschaffung von in der DDR schwer zugänglicher Schliemann-Literatur

fand sofort die Unterstützung von Dr. Mahr. Auf seine Initiative hin kam es bald darauf zu

einem „illegalen“ Schriftentausch zwischen seiner Dienststelle und unserer Gedenkstätte.

Offizielle Kontakte zu einer Westberliner Dienststelle waren damals streng untersagt! 1986

lernte ich Gustav Mahr bei einem als „privat“ deklarierten Besuch in Ankershagen persön-

lich kennen. Aus dem ersten Kennenlernen erwuchs eine Freundschaft, die meine und unser

aller Arbeit in den Folgejahren ungemein befruchtet hat. Zwei Jahre später übergab er mir bei einem weiteren privaten Besuch für

die Gedenkstätte eine Kopie eines Ölgemäldes Schliemanns, gemalt von Sydney Hodges (1877). Weil ein solches Geschenk damals

mit einem erheblichen Risiko für den Visareisenden und uns verbunden war, musste es lange Zeit „geheim“ gehalten werden. Erst

nach der Wende konnte ich es im Museum aufhängen, wo es seitdem in der Dauerausstellung zu sehen ist.

Dr. Gustav Mahr wurde nach der Wende eines der ersten Mitglieder unserer neu gegründeten Schliemann-Gesellschaft. Mit sei-

nen langjährigen Erfahrungen als Museologe, Archivar, Schliemannforscher und Vereinsvorsitzender hat er uns beim Aufbau der

Fachbibliothek und unseres Archivs sowie der Formulierung der ersten Satzung unserer Gesellschaft einen unschätzbaren Dienst

erwiesen. Für seine herausragenden Verdienste um das HSM hatten wir Dr. Gustav Mahr im Jahre 2002 aus Anlass seines 80. Ge-

burtstages die Ehrenmitgliedschaft unserer Schliemann-Gesellschaft verliehen.

Wir werden unserem Freund und bedeutenden Förderer unseres Museums ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. Wilfried Bölke,

Schliemanngemeinde Ankershagen

Unerwartet erreichte uns im Frühjahr die Nachricht, dass unser langjähriges Mitglied, Herr

Günter Romann, am 11. April 2012 kurz vor seinem 65. Geburtstag in Frankfurt/Main ver-

storben ist. Mit dem freischaffenden Grafiker und Fotografen verbanden unser Museum und

mich persönlich eine freundschaftliche Beziehung.

Günter Romann hat im Jahre 1998 für unsere derzeitige Dauerausstellung „Heinrich Schlie-

mann – Leben, Wirken und Gedenken“ eindrucksvolle Modelle entworfen und gestaltet. Die

Modelle der Oberstadt des homerischen Troja VI, der Akropolis von Mykene, der Burgan-

lage von Tiryns, von Schliemanns Wohnpalast „Iliou Melathron“ und seinem Grabmal in

Athen sowie das eindrucksvolle Zinnfigurendiorama „Der Kampf um Troja“ zeugen vom

Sachverstand und von der Professionalität des Künstlers. Seine Arbeiten haben wesentlich

zur Anschaulichkeit der Exposition beigetragen und bereichern diese noch heute.

Auch nach der Eröffnung der Ausstellung hat Günter Romann die Verbindung zu unserem

Museum nicht abreißen lassen. Ihm lagen das Schicksal und eine positive Zukunft unseres

Museums sehr am Herzen. Noch kurz vor seinem Tode hatte ich mit ihm ein längeres Tele-

fongespräch, wie stets steckte er voller Ideen.

Wir verlieren mit Günter Romann einen Freund unseres Museums.

Dr. Wilfried Bölke,

Schliemanngemeinde Ankershagen

Nachruf für Herrn Dr. Gustav Mahr

Nachruf für Herrn Günter Romann

Dr. Gustav Mahr (1922-2012)

Günter Romann (1947-2012)