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Seite 2 Informationsblatt 30 Februar 2019

Geleitwort

Liebe Mitglieder

der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft e. V.,

neunzehn Jahre lang begrüßte Sie an dieser Stelle Rainer Hilse

als Vorsitzender der HSG. Das ist eine lange Zeit mit vielen

Höhepunkten, die auch seine Handschrift tragen. Deshalb sei

hier zuerst Rainer Hilse von mir nochmals für seine verdienst-

volle ehrenamtl

iche Arbeit herzlich gedankt! Als Museums-

leiter (vom 1. April 2003 bis 31. August 2017) habe ich mit

ihm gut zusammengearbeitet. Wir hatten und haben ein ge-

meinsames Ziel: die kontinuierliche Entwicklung von Gesell-

schaft und Museum sowie die Mitarbeit an einem gerechten

Schliemann-Bild in der Forschung und in der Öffentlichkeit.

Über den Weg dahin gab es manchmal unterschiedliche Mei-

nungen, doch das gemeinsame Ziel verloren wir dabei niemals

aus den Augen. Die Zusammenarbeit war so eng, dass ich

mir oft von Landräten anhören musste, dass ich meine For-

schungs- und Vortragstätigkeit für die Gesellschaft mache,

denn laut Arbeitsvertrag waren mir für das Museum nur 15%

wissenschaftliche Tätigkeit für das Museum erlaubt. Das ist

für einen Museumsleiter eines Zentrums der internationalen

Schliemannforschung inakzeptabel.

Seit 2011 wollte Rainer Hilse wegen großer beruflicher Belas-

tungen den Vorsitz abgeben (s. in diesem Informationsblatt sei-

nen Bericht, Punkt 5). Da sich aber niemand für diese Funkti-

on bereitfand, arbeitete er unermüdlich als Vorsitzender weiter.

Auch für diese Bereitschaft sei ihm nochmals herzlich gedankt.

2015 stellte er sich wiederum zur Wahl, in der Hoffnung, nach

zwei Jahren während der Legislaturperiode den Vorsitz an sei-

nen Stellvertreter abzugeben. Dazu kam es aber aus nachvoll-

ziehbaren Gründen nicht. Als sich 2016/17 herausstellte, dass

nach meinem Ausscheiden das Museum nicht mehr von einem

Wissenschaftler bzw. einer Wissenschaftlerin geleitet werden

soll, und Mitglieder der Gesellschaft die Forschungsarbeit für

das Museum übernehmen sollen, gab es Überlegungen im

Vorstand, die HSG umzugestalten (s. die Beiträge von Profes-

sor Rühle in den Informationsblättern 28 und 29). In diesem

Zusammenhang gab es dann auch die Idee von vorgezogenen

Neuwahlen. Ich wurde gefragt, ob ich als Vorsitzender kandi-

dieren möchte. Das war für mich keine einfache Entscheidung,

wollte ich doch nach meinem Ausscheiden als Museumsleiter

meine ursprünglichen Forschungen über das minoische Kreta

und die frühe Schriftgeschichte des 3. und 2. Jt. v. Chr. wie-

der intensivieren und mich nicht nur aus Hobby mit Beethoven

und Goethe beschäftigen. Jedoch habe ich auch ein Verantwor-

tungsgefühl dem Museum, der Gesellschaft und Schliemann

gegenüber. Aber eines stand fest: Kandidieren werde ich nicht

gegen Rainer. All das in diesem Absatz Gesagte war allen Mit-

gliedern der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft und vor allem

dem alten Vorstand bekannt!

Um so verwunderlicher war für viele Mitglieder, die nicht in

Ankershagen und seiner engeren Umgebung leben, mein Wahl-

ergebnis: 29 dafür, aber immerhin 12 dagegen. Ich könnte still-

schweigend darüber hinweg gehen, doch das ist nicht meine Art.

Ich war enttäuscht von meinen engsten Mitstreitern, die mir

wohl hier einen Denkzettel verpassen wollten. Wofür? Für

„Königsmord“, für vorgezogene Neuwahlen, für meine kri-

tische Einstellung zum Träger des Museums, für „Differen-

zen“ mit alten Vorstandsmitgliedern, für meine konsequente

Haltung, dass ein Zentrum der Schliemannforschung von ei-

nem durch Publikations- und Vortragstätigkeit ausgewiesenen

Schliemannkenner geleitet werden muss? (Nebenbei bemerkt,

ist das HSM das einzige Blaubuchmuseum ohne wissenschaft-

liche Leitung.) Diese Haltung, die auch der alte Vorstand und

die meisten Gesellschaftsmitglieder ursprünglich vertraten (s.

die Bemerkungen in der Laudatio auf Rainer Hilse in diesem

Informationsblatt), richtet sich nicht gegen eine Person, son-

dern sie steht für die Liebe zum Museum. Bereits Anfang 2003

hatte der langjährige Vorsitzende, als es damals um die Nach-

folge von Dr. Bölke ging, gesagt: „Ein Wissenschaftler muss

sein, sonst würde der Ruf als wissenschaftliche Forschungs-

stätte national und international verloren gehen“ (Nordkurier v.

9. 1. 2003, S. 4). Auch die Sorge, aus dem Blaubuch gestrichen

zu werden, war damals schon präsent. Ist das alles vergessen?

Ja, es gab in letzter Zeit oft Meinungsverschiedenheiten mit

alten Vorstandsmitgliedern. Nur ein Beispiel: Im Vertrag zwi-

schen der HSG und dem Träger des Museums, der gGmbH

MuSeEn, sollte ernsthaft stehen, dass es auch zur Kündigung

kommen kann, „wenn durch negative Öffentlichkeitsarbeit ein

Vertrauensbruch die Zusammenarbeit unmöglich macht.“ Soll-

te hier der HSG ein Maulkorb verpasst werden? Er wäre wohl

so unterschrieben worden, wenn ich nicht dagegen protestiert

hätte.

Belassen wir es dabei. Mir war wichtig, zu „sagen, was ist“ (R.

Augstein). Dass 5 ehemalige Vorstandsmitglieder nicht mehr

kandidierten, bedauere ich und danke auch ihnen herzlich für

ihre geleistete Arbeit, doch ist das keine Quelle für „Unkenru-

fe“ (R. Hilse) oder Spekulationen. Seit September gibt es wie-

der eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem neuen

Vorstand mit ehemaligen Vorstandsmitgliedern und selbstver-

ständlich auch mit der Museumsleiterin.

Ich wünsche Ihnen jetzt viel Freude beim Lesen und hoffe sehr,

dass Sie mich als neuen Vorsitzenden der Heinrich-Schlie-

mann-Gesellschaft in den nächsten vier Jahren tatkräftig un-

terstützen werden. Über meine Vorstellungen der zukünftigen

Arbeit informiere ich Sie in einem gesonderten Beitrag in die-

sem Informationsblatt.

Bitte beachten Sie besonders die beiden Reisen ins Balti-

kum und nach Brüssel und füllen Sie umgehend die Reise-

anträge aus. Herzlichen Dank!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Geleitwort des Vorsitzenden der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft e. V.,

Herrn Dr. ReinhardWitte

n-Gesellschaft e. V.

emeinde Ankershagen

emann-gesellschaft.de

ion für geplantes Kolloquium in Brüssel im Herbst 2019

emann (1822-1890) – Von M cklenburg nach Europa

und in die Welt

rn wir den 200. Geburtstag des wohl bekanntesten ecklenburgers und eines der

gen der Welt: Heinrich Schliemann. Ihm wurden zu Lebzeiten große Ehr ngen

endoktorw d der Universität Oxford und die Ehr nbürgerschaft der Stadt Berlin.

für ihn seit 1980 ei Muse m (HSM), das sich zum Zentrum der internationalen

ntwickelte. Hier ist auch der Sitz der internationalen Heinrich-Schliemann-

t knapp 200 Mitgliedern aus 11 Ländern.

urde 1822 i N ubukow geboren, wuchs von 1823 bis 1832 in Ankershagen und

Kalkhorst auf. Von 1833 is 1836 besuchte er die Schul in Neustrelitz und

1841 eine Kaufmannslehre in Fürstenberg. Mecklenburg verließ er von Rostock aus

Glück in (Süd-) Amerika. Durch einen Schiffbruch vor der holländischen Küste

sterdam, wo er sich als Kaufmannsgehilfe profunde Kenntnisse im (Indigo-)

ier schon die wichtigsten europäischen Sprachen erlernte, darunter auch Russisch.

ektakulären Kaufmannskarriere in Russland zwischen 1846 bis 1864. 1847 wurde

Untertan russischer Staatsbürger, heiratete später eine Russin, mit der er drei Kinder

nzufriedenheit mit seinem Leben und einer Ehemisere, aber auch von Reiselust und

aften liquidiert Schliemann seine Kaufmannsgeschäfte in St. Petersburg und

64 auf eine Weltreise, lässt sich 1866 in Paris nieder und studiert ein wenig an der

immt er auf der Suche nach dem homerischen Troja eine Reise durch Griechenland

isches Reich). Im Jahre 1869 wird der russische Staatsbürger amerikanischer

rt mit seinem zweiten Buch

Ithaque, le Péloponnèse, Troie. Recherches

Rostocker Universität, lässt sich in Indianapolis von seiner russischen Frau

ate später in Athen eine Griechin zu heiraten, mit der er zwei Kinder haben wird.

tz ist fortan die griechische Hauptstadt. Schliemanns archäologische Laufbahn

e Person

seine M thoden au teilwei e umstritten, so lässt sich an seinen

feln: Auf m Hügel Hisarlık gräbt er ei en bi dahin unbekannten großen

ngshügel aus und glaubt, in dessen zweiter Schicht mit dem „Schatz de Priam s“

ntdeckt zu haben. Ist i se Vermutung auch falsch (Troja VIh bzw. Troja VIIa

ge), so hat Schliemann doch an der rich igen Stelle gesucht. In Mykene wird er der

chen Kultur u d in Ti yns findet er die Ü errest des Palastes und erste Fragmente

chliemanns Tod ereilt ihn am 26. D zember 1890 in Neapel

sollte dazu dienen, Eckpunkte im Leben Schliemanns zu veranschaulichen und vor

urgische Herkunft des großen Europäers und Kosmopoliten hinzuweisen.

Dr. Reinhard Witte

Vorsitzender der HSG

Leiter des HSM von 2003-2017