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Informationsblatt 26 Februar 2015
Beiträge und Berichte
und Librettisten Thomas Gsteiger. Er und der Zwickauer Kom-
ponist Andreas Breiter „träumen“ seit langem davon, eine Oper
über Heinrich Schliemann (vermutlich mit dem Titel „Troia“)
auf die Bühne zu bringen. Die französische Komponistin Betsy
Jolas (geb. 1926) hatte das bereits 1993 getan.
Seit April 2013 intensivierte sich der Email-Kontakt zwischen
dem Textdichter und dem Museumsleiter. Die Idee entstand,
erste Einblicke in das neue Werk im Heinrich-Schliemann-Mu-
seum zu präsentieren. Witte erhielt Teile des Librettos. Er, der
ansonsten sehr kritisch zu künstlerischen Umsetzungen von
Leben und Werk des Troiaausgräbers steht, schrieb Gsteiger
am 16. August 2013:
„Lieber Herr Gsteiger,
nun endlich habe ich die von Ihnen mir zugeschickten Seiten
gelesen (ich musste erst meine eigene Schliemannbiographie
fertig machen, die im September erscheinen wird), und ich
muss sagen: mit großem Interesse und großer Freude. Sie ha-
ben sich betreffs Schliemann tiefe Kenntnisse erworben und sie
so künstlerisch umgesetzt, wie ich es bisher noch nicht kennen-
gelernt habe. Da will ich nun auch nicht als Wissenschaftler
beckmesserisch sein – vor allem, was das Durcheinander von
Personen und Zeiten in „Petersburg“ (Jekaterina, Vimpos,
Schröder, Paul, Sophie Hecker) und „Troia“ betrifft. …
Ich hoffe, dass alle anderen Kapitel genauso spannend und
kenntnisreich geschrieben sind, wie die, die ich gesehen habe
– vor allem wenn es beispielsweise um den „Schatz des Pria-
mos“ und um Frank Calvert geht.
Mir liegt immer daran, dass bei Schliemann die Relationen beibe-
halten werden. Dass zum Schluss herauskommt: Schliemann war
ein Mensch mit vielen Fehlern und Schwächen, der hin und wie-
der sogar gelogen hat. Aber die Verdienste für die Altertumswis-
senschaft überwiegen bei weitem seine Fehler und Schwächen.
In diesem Sinne ein herzlicher Gruß.“
Mittlerweile hatte auch die Opernregisseurin Carin Marquardt
(früher u. a. am Theater Osnabrück, jetzt freiberuflich tätig)
Kontakt zum Museum aufgenommen. Auch sie wollte unbe-
dingt erste Beispiele der Oper über Schliemann in „seinem“
Museum uraufgeführt wissen. Und doch verging noch ein Jahr,
um diese Idee zu verwirklichen.
Am 26. Juli 2014 waren die Zuschauerinnen und Zuschauer
von der Vorstellung begeistert. Texte aus dem Libretto wurden
gelesen und Teile der Oper gesungen. In den verschiedenen
Carin Marquardt erläutert das Projekt „Schliemann-Oper“
Die Mitwirkenden (v. l. n. r.): Yvonne Wachsmann, Jan-Robert Frank, Carin
Marquardt, Reinhard Witte und Thomas Gsteiger
Die Sänger Ani Tanguchi und Marco Vassalli
Am Klavier: Komponist Andreas Breiter