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Seite 18 Informationsblatt 28 März 2017

Im Rahmen der HSG-Jahrestagung vom 2. bis 4. September

2016 unternahmen wir am Sonnabend unsere Busexkursion

nach Stettin. Auf die guten Erfahrungen der Vergangenheit

zurückgreifend, startete ein Bus voller neugieriger Mitglieder

mit Becker-Strelitz-Reisen gutgelaunt in den Morgen (diesmal

hatten wohl auch die Gäste des „Silberschälchens“ Frühstück

bekommen).

Verhältnismäßig schnell hatten wir die erste polnische Tank-

stelle erreicht, wo gleich unsere Reiseleiterin zustieg. Sie gab

Erklärungen über den Tagesablauf und beantwortete schon die

ersten Fragen. Sie war sich da nicht bewusst, wie oft und um-

fangreich sie noch Rede und Antwort stehen sollte.

Die Stadtrundfahrt mit einigen Haltepunkten, vielen Sehens-

würdigkeiten und nennenswerten Gebäuden oder Plätzen füll-

te den Vormittag aus:

Stettin ist die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft West-

pommern. Sie hat ca. 410.000 Einwohner, liegt an der Oder-

mündung am Stettiner Haff und grenzt unmittelbar an Meck-

lenburg-Vorpommern. Der Großteil der Stadt breitet sich am

linken Westoderufer aus.

Ursprünglich entwickelte sich Stettin im 12. Jahrhundert aus

einer pommeranischen und zwei benachbarten deutschen

Siedlungen, denen der pommersche Herzog Barnim I. 1243

das Stadtrecht verlieh. Nachdem Stettin zu einem bedeuten-

den Handelsplatz geworden war, erfolgte die Aufnahme in die

Hanse. Herzog Otto I. machte Stettin 1309 zur Residenzstadt

Pommerns. In den folgenden Jahrhunderten durchlief Stettin

aufgrund ihrer strategischen Lage eine wechselvolle Geschich-

te und war häufig in kriegerische Auseinandersetzungen ver-

wickelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde aus dem pommerschen

Stettin die polnische Hafenstadt Szczecin.

Wir fuhren kreuz und quer durch die weitläufige Stadt, vorbei

an zahlreichen großen und kleineren Kirchen, z. B. die Peter

und Paulskirche (Abb. 1). Wir sahen das Hafen- und das Kö-

nigstor (Abb. 2), beide Zeugen früherer Zeit. Es ging über die

ehemalige Pasewalker Straße entlang an einem der größten

Friedhöfe Europas (dafür braucht man schon einen Lageplan,

sowohl um seine Angehörigen als auch sein Auto wiederzufin-

den) und an herrlichen Grünanlagen mit schönen Denkmälern

oder Statuen. Wir bewunderten imposante Gebäude von kul-

tureller oder politischer Wichtigkeit, aber auch das Altstadt-

viertel mit den Bürgerhäusern, die nicht dem Krieg zum Opfer

gefallen und von einer reichen Hanse-Vergangenheit geprägt

sind. Heute haben schon wieder finanzkräftige Erben von

ehemaligen Eigentümern oder auch andere gutsituierte Leute

einen Teil dieser hübschen Häuser mit den wunderschön ge-

schmiedeten Balkonen gekauft und restauriert. Leider warten

aber auch noch mehr von ihnen auf diesen Vorteil. Soviel Men-

schen mit genug Geld und der Vorliebe für die Erhaltung alter

Gebäude gibt es dann doch nicht!

Wir steuerten auch das Hafen- und Werftgelände mit seinem

neugotischen Tor aus roten Ziegeln an. Diese und die Danzi-

ger Werft gehörten zu den Gründungszellen der Gewerkschaft

Solidarnosc. Während der Arbeiterunruhen in den Jahren

1970/71 und 1980 kam es zu Übergriffen der staatlichen Kräf-

te gegen die Streikenden mit mehreren Toten. Noch heute wird

diesen ein ehrendes Andenken bewahrt, indem Blumen vor das

Tor gelegt werden.

Einen Aussteige-Foto-Erklärungs-Stopp gab es an der Haken-

terrasse, dem wohl bekanntesten Bauensemble und eines der

Wahrzeichen Stettins. Die baumbestandene, hoch über der

Oder gelegene Uferstraße entstand zwischen 1901 und 1921

auf dem Gelände des aufgegebenen Forts Leopold nördlich der

Altstadt. Ihren Namen verdankt diese Visitenkarte der Stadt

dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Haken. Den ar-

chitektonischen Stempel drückte ihr A. W. Meyer-Schwartau

auf. Drei monumentale öffentliche Gebäude stehen hier. Die

Seefahrthochschule, das südliche Bauwerk, ist ein Bau der

deutschen Neorenaissance. Ihr folgt ein heller Jugendstilbau

mit markantem, kupfergedeckten Mittelturm. Er beherbergt

einen Theatersaal und das Meeresmuseum sowie eine Ab-

teilung des polnischen Nationalmuseums (da wollten wir am

Nachmittag unbedingt rein). Das dritte Großbauwerk, in nor-

discher Renaissance für die Regierung von Pommern errichtet,

hat heute die gleiche Funktion als Woiwodschaftsamt (Abb. 3).

Beiträge und Berichte

Busreise nach Stettin – Exkurs und Impressionen

Abb. 1 – Peter- und Pauls-Kirche

Abb. 2 – Königstor (ehemals Anklamer Tor)