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Seite 61

Informationsblatt 25 Dezember 2013

Mitteilungen der Gesellschaft

Zum Tod von Dr. Veit Stürmer

„Das Übermitteln von Tradition bedeutet nicht das Bewah-

ren der Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.“ (nach

Thomas Morus)

Während unserer Studienfahrt nach Rom erhielten wir die

Nachricht, dass Dr. Veit Stürmer, Mitglied der Heinrich-

Schliemann-Gesellschaft, verstorben ist.

Dr. Stürmer arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter

mit besonderem Lehrauftrag zur Ägäischen Bronzezeit und

Lehrbefugnis für die Minoisch-Mykenische Archäologie am

Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität. Er war der

Konservator der Winckelmann-Sammlung, Studienfachbera-

ter und Erasmus-Koordinator des Winckelmann-Institutes. Er

beeindruckte seine Studenten, so auch mich, durch sein uner-

schöpfliches, stets abrufbares Wissen über die ägäische Kul-

tur. Mehrere Seminare und Vorlesungen belegte ich bei ihm,

z. B. jenes über die Minoische Wandmalerei, bei der er seine

persönlichen Grabungserfahrungen einfließen lassen konnte.

Dr. Stürmer war ein streitbarer Geist! Unbeirrbar setzte er

sich nicht nur für die Erhaltung des Namens „Winckelmann-

Institut“, sondern auch für den Erhalt und die Wiedereinrich-

tung der unvergleichbaren Sammlung des Institutes ein.

Er war ein bekennender Gegner der Studienreformen (O-Ton

Dr. Stürmer: Studium Bolognese) und der Abschaffung der

Magisterstudiengänge, er kämpfte gegen den Anglizismus,

indem er sich weigerte, die neuen Ausbildungsbezeichnun-

gen Bachelor und Master zu verwenden. Er benutzte die Be-

zeichnung Baccalaureus. Im wahrsten Sinne des Wortes war

er nicht nur ein Bewahrer der Tradition, sondern setzte sich

vehement für deren Erhalt ein, sei es bei den Umbauarbeiten in der Humboldt-Universität und im Winckelmann-Institut, bei dem

Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses oder dem Wiederaufbau des Neuen Museums. Seine Meinungsäußerungen waren sach-

lich fundiert, die Argumentation scharf formuliert, sein Sarkasmus gefürchtet.

Mit scheinbar unerschöpflicher Energie verfolgte und realisierte er seine Projekte: Grabungen in den Semesterferien auf Kreta,

Lehrgrabungen in Porolissum (Rumänien), Mitarbeit imVerein für Unterwasserarchäologie Berlin-Brandenburg, die Wiedererrich-

tung der Gipsabgusssammlung der Universität Havanna, die Rezeption der Minoischen Kultur im 20. Jahrhundert (Vater und Sohn

Gilliéron). Das war seine Art, das Feuer weiterzugeben. Unfassbar, dass alles dies nun der Vergangenheit angehört.

Gemeinsam mit Dr. Bölke gestaltete er die Sonderausstellung über Gilliérons Minoisch-Mykenische Welt im Heinrich-Schliemann-

Museum.

Sein plötzlicher Tod reißt eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Er wird uns fehlen und in unserer Erinnerung weiterleben.

Sybille Galka

(Sponholz)

Dr. phil. Veit Stürmer

(1. 4. 1957-15. 10. 2013)