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Seite 14 Informationsblatt 23 Dezember 2011

Mitgliederversammlung

uns vehement gegen einen Trägerwechsel gewehrt.

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Bisher mit

Erfolg, aber gleichzeitig mit dem Ergebnis, dass wir uns den

Unmut des Trägers zuzogen. Dann erfolgte wegen drastischer

Sparmaßnahmen vom November 2007 bis zum Januar 2008

die offizielle Schließung des Museums. Auch dagegen habe ich

öffentlich Protest eingelegt, was mir weitere „Minuspunkte“

einbrachte. Ich argumentierte, dass eine Schließung eines

Blaubuchmuseums schwerwiegende Folgen haben könnte.

Und in der Tat erreichen uns jedes Jahr Anfragen, ob wir denn

wieder im Winter geschlossen sind. Unser Besucherrückgang

in den letzten Jahren hat hier einen seiner verschiedenen

Gründe. In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder den

hohen Status unseres Museums verteidigt und mit Hilfe mei-

ner Museumsmitarbeiterinnen und Mitgliedern der Heinrich-

Schliemann-Gesellschaft diesen Status erhöht. Bei meinen

Begrüßungsworten zum 30. Geburtstag des HSM habe ich auf

unsere nationale und internationale Wertschätzung hingewie-

sen und gleichzeitig bedauert, dass der Träger des Museums das

wenig akzeptiert.

3

Ich möchte hier spezielle Dinge verschwei-

gen. Für meine Begrüßungsworte erhielt ich dann im Februar

2011 eine Abmahnung. Diese möchte ich nicht kommentieren;

ich verweise nur auf §5 im Grundgesetz: Meinungsfreiheit.

Und dann kam es „ganz dicke“. Am 21. Februar 2011 mussten

wir in derMüritz-Zeitung unter der Überschrift „Ausschuss

4

will

mit Troja trumpfen“ u. a. lesen: „‘Die Außenanlage ist schön,

die Troja-Ausstellung auch, aber für Otto Normalverbraucher

ist doch sonst hier nicht viel zu sehen. Das ist ein Fachmuseum,

die breite Masse interessiert sich nicht dafür, anders als für

das Müritzeum‘, kritisierte etwa Christian Holz (CDU).

Dem schloss sich Bastian Mawick (SPD) an. ‚Man sollte das

Museum mal anders betrachten als nur unter dem Forschungs-

aspekt. Ich würde mir wünschen, dass Kinder begeistert da

rauskommen, das passiert aber nicht in Ankershagen. Man

sollte wirklich überlegen, ob man hier nicht sogar ein kom-

plett anderes Konzept erstellen sollte‘, sagte Mawick.“ Dieser

Artikel rief heftigen Protest hervor.

5

Wir haben uns für die vie-

len Leserbriefe und die gewaltige Unterstützung auch seitens

der Mitglieder der HSG zu bedanken. Ich nenne Frau Prof.

Schloms, Uwe Rebeski, Dr. Tobias Mühlenbruch, Dr. Klaus

Haase und Familie Voppmann und hoffe, keinen vergessen zu

haben. Diese Unterstützung, die uns hier zuteil wurde, vermis-

se ich manchmal. Es reicht ganz einfach nicht aus, wie oft ge-

schehen, einmal zu protestieren und dann, wenn keine Antwort

erfolgt, wieder zu schweigen!

Diese negativen und völlig falschen Behauptungen führ-

ten in Zusammenhang mit der Protestwelle letztlich zu ei-

nem positiven Ergebnis. Im April 2011 durfte ich endlich die

von uns erarbeitete „Konzeption für eine Neugestaltung der

Dauerausstellung und Erweiterungen im Heinrich-Schliemann-

MuseumAnkershagen“ vor dem Kultur- und anschließend dem

Wirtschaftsausschuss des Landkreises Müritz mit Erfolg ver-

teidigen.

2

Vgl. vor allem die Informationsblätter 19 und 22.

3 Nachzulesen in diesem Heft wie auch die Festrede von Prof. Jähne.

4

Gemeint ist der Kreisausschuss für Entwicklung, Planung, Wirtschaft

und Tourismus.

5

S. ausgewählte Artikel am Schluss dieses Heftes.

(Der Redner gibt die Mappe mit der Konzeption zur Ansicht in

die Mitgliederversammlung.)

Es geht darum, bis spätesten 2015, dem 125. Todestag

Schliemanns, eine neue Dauerausstellung zu präsentieren und

den Aufbau der Pfarrscheune abgeschlossen zu haben, um da-

rin die Bibliothek, das Archiv und einen Kinosaal unterzubrin-

gen. Dafür habe ich erst einmal 3.000.000 Euro veranschlagt.

Die Weichen für die Verwirklichung dieser Konzeption sollten

noch in der letzten Kreistagssitzung des alten Landkreises vor

wenigen Wochen gelegt werden, was leider aber nicht erfolgte.

So hoffen wir, dass wir mit unserer Konzeption „Gnade“ vor

den neuen Kreistagsmitgliedern finden werden. Einfach ist es

nicht. Aber, wer bedenkt, dass in den letzten Jahren viel grö-

ßere Millionenbeträge in das ehemalige Müritz-Museum (seit

2007 „Müritzeum“) und in das Agrarhistorische Museum (seit

2011 „Agroneum“) geflossen sind, sollte nicht umhin können,

dem Blaubuchmuseum HSM nun entsprechende Finanzmittel

zu gewähren. Wir haben diese, da müssen wir überhaupt nicht

bescheiden sein, mehr als verdient. Ein „Schliemanneum“ wird

es aber unter meiner Leitung nicht geben.

Was mir schon lange und auch gegenwärtig immer große Sorgen

bereitet, ist die Tatsache, dass das HSM und das „Agroneum“

in einer Stabsstelle bzw. in einem Amt sind, wo der Amtsleiter

zugleich amtierender Museumsleiter der anderen Einrichtung

ist. Das ist für mich eine untragbare Situation, auf die ich im-

mer wieder hinweise – ohne Reaktion! Auch das muss ich hier

nicht weiter kommentieren, die Tatsache spricht für sich.

GroßeSorgenmachtmir auchunserBesucherrückgang trotz stei-

gender Veranstaltungen im Museum. Für Kommunalpolitiker

zählen halt in erster Linie die Einnahmen, die eine Einrichtung

erwirtschaftet. Da hilft es gar nicht, wenn ich immer wieder

betone, dass wir eine Bildungs- und Forschungseinrichtung

und kein schlecht wirtschaftender Tourismusbetrieb sind.

Natürlich wird insgeheim unser Eintrag im Blaubuch als

Gütesiegel anerkannt. Aber im neuen Großkreis sind wir jetzt

zwei Blaubuchmuseen, zwei „Kulturelle Gedächtnisorte“: das

Fallada-Museum in Carwitz und wir. Träger des ersteren ist die

Fallada-Gesellschaft. Jenes Haus bekommt also viel weniger

Mittel aus der öffentlichen Hand. Das kann bei etwa gleich gro-

ßen Besucherzahlen einmal zu einem echten Problem werden,

weil immer danach geschaut wird, wo lassen sich Gelder ein-

sparen. Ich hoffe, dass sich meine Befürchtungen nicht bestä-

tigen werden. Aber wenn es wieder zu Einschnitten kommen

wird, dann brauchen wir, die Museumsmitarbeiter, Ihre kräftige

Unterstützung, vor allem die des Vorstandes der HSG.

Wir wollten und wollen mit Politikern konstruktiv zusammen-

arbeiten. Es geht nur gemeinsam!Wir sind bereit, Kompromisse

zu schließen, doch diese dürfen nicht von einer Seite diktiert

werden.

Hoffen wir – ich möchte jetzt nicht sagen „auf eine bessere“ –

auf eine angenehme Zukunft von Museum und Gesellschaft.

All denen, die mich in meiner Arbeit unterstützten und unter-

stützen, gilt hier mein herzlicher Dank.