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Seite 23

Informationsblatt 27 März 2016

Bericht über Konferenz

Komplex 6: Varia

PD Dr. Tobias Mühlenbruch

(Marburg-D): Die Troja-„Dublet-

ten“ – Bemerkungen zu ihrer

Verteilung

2

Entgegen Schliemanns Wunsch

und Formulierung, dass seine „dem

deutschen Volke“ geschenkten tro-

janischen Funde „ungetrennt“ in

Berlin verbleiben sollten, entstand

nach seinem Tod eine Diskussion,

inwieweit „Dubletten“ nicht doch im Deutschen Reich verteilt

werden sollten. „Dubletten“ bezeichnen dabei „originale“ Fun-

de, die von ihrer Form her in größerer Anzahl vorlagen. Pro-

tagonisten einer Kontroverse, die 1902/1904 mit dem Versand

von Funden an 15 Museen und 20 Sammlungen von Univer-

sitäten und Akademien sowie das Deutsche Archäologische

Institut in Athen und das Archäologische Nationalmuseum

in Athen endete, waren A. Michaelis, R. Schöne, A. Voß, H.

Schmidt, H. F. R. Kekulé von Stradonitz und R. Zahn. Ausge-

führt wurde im Wesentlichen der Plan von Voß, basierend auf

einem Bericht von Schmidt sowie Schmidts Kategorisierung

der Funde. Ihm lag ein dreistufiges System zugrunde, nach-

dem ein Standort wenige, mittelmäßig viele oder viele Objekte

erhielt.

Es konnte kein „Set“ erkannt werden, entwickelt etwa für die

besonders umfassend zu berücksichtigenden Standorte, das

dann für die „Standorte zweiter Kategorie“ reduziert wurde,

oder ein „Basisset“ für die Masse der Standorte, das für „be-

deutendere“ Standorte erweitert wurde. Dadurch unterschie-

den sich die „Dubletten“-Sammlungen teilweise erheblich.

Vertreter des so charakteristischen „depas amphikypellon“

sind im Vergleich mit etwa „Metallfunden“ auffälligerweise

an weniger Standorte verteilt worden – Resultat einerseits der

zugrunde liegenden Klassifikation nach Schmidt, andererseits

sicherlich auch des archäologischen Befundes, d. h. einer „ge-

ringeren“ Fundmenge.

Prof. Dr. Andrea Rudolph (Penz-

lin-D): Ausstellungserzählung im

Johann-Heinrich-Voß-Literatur-

haus in Penzlin

Im restaurierten Rektorhaus in

Penzlin soll u. a. eine Voß-Gedenk-

stätte entstehen. Das Ziel: eine mit

frischen Impulsen betriebene mo-

derne Literaturausstellung. Sie soll

ein breit gefächertes touristisches

Publikum anziehen, zudem auch Brücken in alle Schularten

2 Der auf dem 11. Internationalen Schliemann-Kolloquium gehaltene Vor-

trag „Die Troja-‚Dubletten‘ – Bemerkungen zu ihrer Verteilung“ war dem

Andenken an Herrn Dr. phil. Veit Stürmer gewidmet und erscheint in der

Gedenkschrift, die gerade vorbereitet wird. Im Tagungsband der Konferenz

erschien dafür vom selben Autor „Wilhelm Dörpfeld und Tiryns – sein An-

teil an Heinrich Schliemanns Ausgrabungen 1884/1885“

des Landes und in das benachbarte Heinrich-Schliemann-Mu-

seum schlagen. Und sie soll mit ihrem Angebot deutschland-

weit ausstrahlen und dem Voß-Literaturhaus einen Platz in den

nationalen Literaturhäusern sichern helfen. Wissensbestände,

Sehkonventionen, Erwartungen und Interessen potentieller

Besucher, die nach Schulart, Lebensalter und Geschlecht ab-

weichen können, waren ebenso ernst zu nehmen wie die Ver-

pflichtung der Kuratoren, ein Verständnis des Literaten auf

der Höhe fachlicher Einsichten und moderner Ausstellungs-

methodik zu ermöglichen.

„Johann Heinrich Voß. Ein Grieche aus Mecklenburg“ – die-

se Erzählperspektive löst die in Personengedenkstätten und

Personalmuseen übliche Vermittlung von Biografie durch

eine Blickrichtung ab, wonach Vossens Griechentum tief

von mecklenburgischen und norddeutschen Erfahrungen her

bestimmt ist. Sie verweist zudem auf den zweiten großen, in

Ankershagen beheimateten Griechen, von Voß durch zwei

Generationen getrennt. Betrieb Voß in der zweiten Hälfte des

18. Jahrhunderts Philologie – gleichsam als seine Grabungs-

disziplin –, trug Heinrich Schliemann in der zweiten Hälfte

des 19. Jahrhunderts die Archäologie als Grabungsdisziplin

ins Bewusstsein breiter Kreise. So betrachtet, markieren die

Namen Voß und Schliemann die von Karl Justi konstatierte

(grabungs)archäologische Wende vom Buch zur Evidenz.

Die Autorin berichtet über Inhalt und Gestaltung der einzel-

nen Ausstellungsräume.