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Seite 19

Informationsblatt 24 Dezember 2012

Exkursion

fe zwischen den Wällen, Wieckhäuser (52 an der Zahl). Wir

gehen nun den

„langen Wall“

weiter bis zum

„Bahnhofstor“

,

dem ersten Durchbruch des Mauerringes.

Reuterdenkmal

Wir stehen in der Stargarder Straße vor dem Denkmal des gro-

ßen plattdeutschen Dichters Fritz Reuter, der von 1856 bis 1863

in Neubrandenburg lebte. Hier ist auch der

Dörchleuchting-

Brunnen,

das

Johanniskloster (Franziskaner)

, der künftige Sitz

des Museums.

Neubrandenburg hat einen alten Museumsverein, gegründet

in den sechziger Jahren des 19. Jh. durch Bürgermeister Ah-

lers, den auch Schliemann kannte und dessen Witwe er Geld

zukommen ließ. Die Johanniskirche war 1990 das Zentrum der

politischen Wende in der Stadt und damals voller unzufriede-

ner Bürger. Auf der anderen Straßenseite stand die Synagoge,

die1938 zerstört wurde. Neubrandenburg hatte um 1900 ca.

100 jüdische Einwohner. Der letzte Vorsteher, Ibrahim Heine,

starb vor der Deportation. Die letzten Juden aus Mecklenburg-

Strelitz wurden 1942 umgebracht. Heute erinnern an sie einige

Stolpersteine. Der Name unserer Stadt steht im Tal der ausge-

löschten Gemeinden in Yad Vaschem.

Neben der Synagoge stand die „Armenschule“ auf dem Gebiet

eines ehemals „wüsten Friedhofes“. Wenn wir die Stargar-

der Straße stadteinwärts hinabsehen, können wir den kleinen

Durchmesser der mittelalterlichen Stadt erkennen, in der Fer-

ne liegt das Stargarder Tor, der Ausgang in Richtung Stargard,

Neustrelitz und Berlin, die B 96. Der Wiederaufbau der Innen-

stadt folgte dem alten regelmäßigen Straßenmuster und erhielt

eine ziemlich einheitliche, wohltuende Geschosshöhe, eine ge-

lungene Architektur der 1950er und 1960er Jahre.

Friedländer Tor

Es ist das älteste der Stadt, eine Burg mit erhaltenem Zwin-

ger und alten Zollhäusern. Vor dem Tor war der einst berühmte

Pferdemarkt. Hier lagen später auch die ersten größeren In-

dustriebetriebe, das alte städtische Gaswerk (abgerissen etwa

1972), die von einem Engländer (Lythal) begründeten Metall-

betriebe, später Sirokko, heute Webasto, ein Hersteller von

Heizgeräten für Fahrzeuge.

Unser Blick geht weiter zu den Neubaugebieten, zur Oststadt.

Sie war mit 35.000 Einwohnern zur DDR-Zeit eine eigene

kleine Stadt mit dem am Rande gelegenen Großkrankenhaus,

dem heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum. In Richtung Al-

tentreptow sehen wir den Datzeberg, der auf dem Neubranden-

burg-Bild von Caspar David Friedrich noch romantisch über-

höht als unbebauter Höhenzug des Urstromtals erkennbar ist.

Neubrandenburg hatte in der DDR über 95.000 Einwohner.

Sie war Bezirksstadt und eine sehr kinderreiche Stadt, die sich

nach allen Seiten ausdehnte. Die Industriebetriebe haben fast

alle die Wende nicht überlebt, ein großes Reifenwerk, ein riesi-

ges Pharmawerk, das 1990 gerade in Betrieb gehen sollte, dann

aber nicht mehr gebraucht worden ist. Die Einwohnerzahl sank

bis heute auf weniger als 65.000.

Neubrandenburg ist jetzt Kreisstadt des Landkreises Mecklen-

burgische Seenplatte, dem größten Landkreis Deutschlands.

Der Schrumpfungsprozess ist bisher nicht recht bewältigt und

sehr schwierig, die Stadt verschuldet. Mal sehen …

Neues Tor

Beim Neuen Tor gehen wir am unansehnlichen Rathaus, dem

ehemaligen Rat des Bezirkes vorbei, das uns den Blick auf ein

Vor dem Fritz-Reuter-Denkmal

Figuren am Stargarder Tor (Innenseite)